Warum sind die Linken wieder im Kommen?
Es ist ein merkwürdiger Widerspruch:
Der bolschewistische und kommunistische Terror hat im 20. Jahrhundert durch seine fanatische Ideologie rund 100 Millionen Tote zu verantworten. Wo immer kommunistische oder linkssozialistische Vorstellungen sich durchsetzten, und wo sie – meist gewaltsam – die Regierungsmacht an sich reißen konnten, zerbrachen die betroffenen Staaten regelmäßig oder endeten in Unterdrückung und wirtschaftlichem Chaos: In Russland, im Ostblock einschließlich der DDR, in Kuba, in der chinesischen Kulturrevolution, in Vietnam, in Nordkorea, in Kambodscha, in Lateinamerika, in Afrika, in Afghanistan. Auch durch die kommunistische Internationale und nicht an der Macht befindliche kommunistische Parteien entstand viel Unheil.(1).
In dieser Aufzählung sind die Verbrechen der NSDAP nicht enthalten. Denn es wird häufig verdrängt, dass auch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei – bei aller Feindschaft gegen den Kommunismus -, zumindest bis zum Krieg, Interessen der Arbeiterschaft vertrat.
Das neueste Beispiel für das Scheitern einer sozialistischen Ideologie bietet Venezuela. Und Südafrika, einst der modernste und am besten entwickelte Staat Afrikas südlich der Sahara, ist auf dem Weg in das sozialistische Armenhaus, in dem das Nachbarland Simbabwe (Rhodesien) längst angelangt ist.
Doch die sozialistischen Ideologen sind unbeirrbar, haben stets neue Ausreden parat und kommen regelmäßig mit dem Argument, dass diese, bereits gescheiterten Versionen des Kommunismus oder Sozialismus eben nicht die richtigen waren. Die richtige Form wird dann von den jeweiligen Befürwortern, d. h. von linken Propagandisten empfohlen. Wer diese Variation praktisch umsetzen sollte, kann sicher sein, auch damit zu scheitern.
Das Problem der Sozialisten ist, dass ihnen immer das Geld anderer Leute ausgeht.
(Internet)
Margret Thatcher
Trotz all dieser schrecklichen Erfahrungen sind die „linken“ Ideologien – z. B. durch die „Frankfurter Schule“ – weltweit in Fernseh- und Rundfunkanstalten, Medien, politische Parteien, Religionen, Schulen, Universitäten, Zeitungsredaktionen eingedrungen, ja sogar etabliert, und selbst in den als kapitalistisch verschrienen USA ist der linke Glaube auf dem Vormarsch. „Links“ oder „sozialistisch“ wird missverstanden als sozial, was ihm eine gute Vernebelung und Tarnung verleiht.
„Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt.
(Der genannte Verfasser dieser sehr treffenden Analyse ist nicht sicher)
Ihr werdet denen, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen nicht helfen, indem ihr die ruiniert, die sie bezahlen.
Ihr werdet keine Brüderlichkeit schaffen, indem ihr Klassenhass schürt.
Ihr werdet den Armen nicht helfen, indem ihr die Reichen ausmerzt.
Ihr werdet mit Sicherheit in Schwierigkeiten kommen, wenn ihr mehr ausgebt als ihr verdient.
Ihr werdet kein Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten und keinen Enthusiasmus wecken, wenn ihr dem einzelnen seine Initiative und seine Freiheit nehmt.
Ihr könnt den Menschen nie auf Dauer helfen, wenn ihr für sie tut, was sie selber für sich tun sollten und könnten.“
Abraham Lincoln
Ein fundamentaler Irrtum
Nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und dem folgenden Zusammenbruch der UDSSR sah sich der Turbokapitalismus weltweit als Sieger. Regierungen lösten gesetzliche Einschränkungen für den Kapitalmarkt und erlaubten sich eine höchst fragwürdige Finanzpolitik mit Verschuldungen, die inzwischen schlimmste Befürchtungen, was eine gesunde Volkswirtschaft betrifft, übertreffen. Die einst von Ludwig Erhard (1897-1977) unter dem Motto „Wohlstand für alle“ erfolgreich eingeführte Soziale Markwirtschaft ist vergessen.
Im globalen Markt sind nationalstaatliche Regelungen oft zu umgehen, der Einfluss von Ethik-Kommissionen, Gewerkschaften, Philosophen, Religionen und sonstigen kompetenten Instanzen auf das wirtschaftliche Handeln ist nur noch minimal, und die Exzesse kapitalistischer Manager empören Viele zu recht. Nicht selten werden diese ausbeuterischen Manipulation erst durch eine unverantwortliche Gesetzgebung möglich[1]. Dieses Unbehagen machen sich die gegenwärtigen Links-Denker zunutze.
Der Teufel lässt sich nicht mit Beelzebub austreiben!
Der Fluch des Eigentums
Der Sozialismus ist eine philosophisch begründete, scheinbar logische, intellektuelle Fehlkonstruktion, die Menschen Hoffnung gab, die unter sozialem Elend litten, das durch die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zustande kam.
Sicher kennen Sie den alten DDR-Witz:
(Internet)
„Im Kapitalismus werden Menschen durch Menschen ausgebeutet. Im Sozialsismus ist es genau umgekehrt.“
Der Eigentumsbegriff hingegen – der von heutigen Propagandisten gerne mit dem Kapitalismus gleichgesetzt wird – ist historisch, ja, „prä-historisch“ gewachsen, aus praktischer Notwendigkeit heraus, (Siehe weiter unten.) Er ist theoretisch und philosophisch weniger abgesichert und somit für viele Intellektuelle fragwürdig. Schlagworte wie „Eigentum ist Diebstahl“ kommen gut an und fanden sogar bei einem Papst Gehör.[2]
Deshalb führt der kommunistische oder sozialistische Irrglaube auch regelmäßig zu Enteignungen: Durch überzogene Besteuerung, direkten staatlichen Diebstahl, Inflation, Kürzungen der Sozialleistungen, Überschuldung, Währungsreformen, Zwangsarbeit usw. Bricht dadurch die Wirtschaft zusammen, muss der Staat wieder „helfend“ eingreifen, mithilfe seiner Bürokratie, die nicht gerade durch weitschauendes, unternehmerisches Handeln aufgefallen ist. In sozialistischen Staaten findet man in der Regel etliche solcher Armut und Not erzeugenden Maßnahmen gleichzeitig.
Der Sprung zurück ins Neolithikum, der Jungsteinzeit vor ca. 12.000 Jahren, mit gleichmäßiger Vermögensverteilung kann in der differenzierten Gesellschaft der Neuzeit natürlich nicht funktionieren, auch wenn er noch so schön philosophisch begründet scheint!
Wer die „Reichen“ arm macht, macht die „Armen“ noch lange nicht reich!
Der Eigentumsbegriff steht ganz am Anfang einer höheren Zivilisation: Jäger und Sammler ebenso wie rezente Wildbeuter kannten unseren Eigentumsbegriff kaum. Sie lebten in einer mehr oder weniger „kommunistischen“ Gesellschaft, bei der Vieles geteilt wird, und das persönliche Eigentum des Einzelnen auf seine Kleidung, seinen Schmuck und seine Waffen begrenzt ist. Aber immerhin Eigentum. Der Unterschlupf, eine Hütte oder eine Höhle, musste mit der Gruppe geteilt werden. Beeren, Fische, Früchte, Insekten, Pflanzen, Pilze, Wild oder Wurzeln gehören allen und keinem. Das funktioniert bei primitiven Gesellschaften unter gleichartigen Menschen mit sehr ähnlichen Bedürfnissen.
In der „neolithischen Revolution“, dem Übergang zur Landwirtschaft, musste sich das ändern:
Ein Nomade muss seine Tiere kennen, kann nicht mehr alles mit jedem teilen. Auch treten neue Konkurrenzsituationen auf im Streit um Weidegründe und Wasserstellen.
Für einen Bauern ist Eigentum an Gebäuden, Werkzeugen, bebauten Feldern, Saatgut, der Ernte usw. überlebensnotwendig. Geteilt wird mit der eigenen Familie. Dieses Eigentum als „Betriebskapital“ muss geschützt und notfalls verteidigt werden.[3]
Dann folgte die Arbeitsteilung: Bauern, Fischer, Handwerker, Heiler, Hirten, Jäger, Priester, Schamanen usw.
Diese „neue“ Agrargesellschaft fächerte sich unvermeidlich auf: Ihr jeweiliges Eigentum verteilte sich langfristig auf immer komplexere Weise. Auch die Menschen sind schon lange nicht mehr alle sehr ähnlich oder gleich – wenn sie es je waren. Sie haben verschiedene Kenntnisse (Berufe), es gibt Uneigennützige und Eigennützige, Erfolgreiche und Erfolglose, Glückliche und Unglückliche, Gesunde und Kranke. Mit zunehmender Ungleichheit der Menschen klaffen auch deren Bedürfnisse auseinander und es bedarf einer verständnisvollen Berücksichtigung der unterschiedlichen Wünsche und Notwendigkeiten. Erzwungene Gleichmachung sprengt oder zerstört eine differenzierte Gesellschaft.
Sozial Benachteiligte wurden in nicht sehr hoch entwickelten Gesellschaften meist von ihrer Sippe aufgefangen; doch erste Fragen nach der heute viel zitierten „Gerechtigkeitslücke“ tauchten auf.
Erklärungen dazu brachten zunächst die Religionen, denen es mehr oder weniger gelang, das Zusammenleben durch religiöse Gebote zu ordnen und bis in die Neuzeit die Mehrzahl der Menschen mit Jenseitsversprechungen und Drohungen so weit zu beruhigen, dass traditionelle, monarchistische, diktatorische Herrschaftsformen sich bis ins 18. Jahrhundert und darüber hinaus bis heute halten konnten.
Die Philosophie der Aufklärung stellte vieles davon in Frage; doch deren „kategorischer Imperativ“[3] konnte sich als ethische Grundlage nicht durchsetzen und die an Einfluss verlierenden religiösen Lehren nicht ersetzen.
Ein neues Paradigma
Die unerfreuliche Entwicklung des modernen Kapitalismus ist vermutlich auch dem Fiat-Geld [5] zuzuschreiben.
Geht es, was Geld betrifft vielleicht doch besser mit Golddeckung oder mit anderen gesetzlich bindenden Beschränkungen der derzeit fast grenzenlosen „Geldvermehrung“ durch Scheine drucken?
Auf keinen Fall kann unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft ohne eine allgemein anerkannte, verpflichtende Ethik dauerhaft funktionieren.
An sich ist das längst bekannt! Doch gut gemeinte Versuche der UNO, mit dem „Projekt Weltethos“ (2), oder der „Erd-Charta“ die ethischen Grundlagen für eine friedliche, humane, demokratische, ökologische Weltordnung zu formulieren mussten am Egoismus der Staaten und ihrer Verantwortlichen scheitern, von denen nicht wenige zur Machtpolitik der Fürsten des Barockzeitalters zurückzufallen scheinen.
Der „moderne Mensch“ wird sich kaum durch religiöse Gebote, die Drohung mit der ewigen Verdammnis, philosophische Leitlinien oder Apelle der UNO einengen, von seiner Habgier, seiner rücksichtslosen Ausbeutung von Menschen und Natur abbringen lassen.
So scheint es unvermeidlich, die wichtigsten Vorgaben durch Gesetze zu erzwingen. Doch das kann nur eine fragwürdige Teillösung sein. Denn Gesetze sind nie vollkommen, sie bilden die Tagesmeinung ab, können zukünftige Entwicklungen nicht berücksichtigen und lassen sich anfechten, auslegen, umgehen.
Der richtige – derzeit wohl noch utopische – Weg wäre, dass die große Mehrheit durch eigene Einsicht zu dem Entschluss kommt, dass eine dauerhafte, harmonische und friedliche Gesellschaft nur auf ethisch vertretbaren Wegen entstehen kann und jeder Einzelne zu dieser Ethik aktiv beitragen muss.
Diese Überzeugung muss tief im Innersten jedes Menschen lebendig sein!
Lesen Sie dazu auch:
Unter „Wirtschaft und Soziales“ die Beiträge „Arbeite um zu überleben“; „Leitbilder auf dem Prüfstand“; „Wirtschaftskrise und Weltverschwörung“, „Die Gerechtigkeitslücke„.
Literatur:
(1) Courtois Stephane u. a. „Das Schwarzbuch des Kommunismus, Piper, München, 1997.
(2) Brücken für die Zukunft, Manifest für die Vereinten Nationen, Fischer, Frankfurt, 2001.
(3) https://philippantonmende.com/2018/09/23/der-kreuzzug-der-linken/
Endnoten:
[1] Vgl. „Früher war alles besser„, Endnote [ii], Deregulierung, unter „Wirtschaft und Soziales“.
[2] Papst Franciscus: „Die eigenen Güter nicht mit den Armen zu teilen, bedeutet diese zu bestehlen. Die Güter, die wir besitzen gehören nicht uns, sondern ihnen.“ (Zitiert nach Thilo Sarrazin „Wunschdenken“, DVA, 2016, S. 430). Das sagt der Chef der vermutlich reichsten Organisation der Welt!
[3] Im Beitrag „Der gewalttätige Mensch“ wird diese Entwicklung ausführlicher geschildert.
[4] Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gut werde“. (Immanuel Kant, 1724-1804).
[5] Fiatgeld hat keinen Warenbezug (z. B. zu Gold), sondern ist vom Staat als gesetzliches Zahlungsmittel vorgeschrieben. Es ist allgemein akzeptiert und wird von Staat für Steuern und Abgaben angenommen