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Die Suche nach außerirdischem Leben

Das ultimative Abenteuer der Menschheit 

Veröffentlicht in GralsWelt 52/2009

Vor einem halben Jahrtausend waren die großen Seefahrer dabei, die Welt zu erkunden. Sie fanden unbekannte Inseln, entdeckten neue Kontinente und trafen auf fremde Kulturen.

Das ultimative Abenteuer war damals die Begegnung mit einer exotischen Hochkultur, wie sie z. B. der englische Navigator William Adams (1564-1620) erlebte. Dieser strandete mit einem niederländischen Schiff an der japanischen Küste. Er brachte es zum Berater des wichtigsten japanischen Fürsten und wurde als einziger Ausländer in den Rang eines Samurai erhoben. Sein Leben in Japan, seine Erfahrungen mit einer völlig fremden Kultur und deren Sitten und Gebräuchen, sein Erlernen einer andersartigen Sprache, war damals wohl das größte Abenteuer, das einem reiselustigen Seefahrer begegnen konnte.

„Legt man drei Sandkörner in eine riesige Kathedrale, so ist die Kathedrale dichter mit Sandkörnern gefüllt, als der Weltraum mit Sternen.“    James Jeans (1877-1946).

Und heute?
Das ultimative Abenteuer, die nicht überbietbare exotische Erfahrung, wäre eine Begegnung mit einer außerirdischen Zivilisation. Oft schon wurde so ein Zusammentreffen mit uns fremden Intelligenzen in Zukunftsromanen und Filmen ausgemalt. Scheint eine solche Erweiterung unseres Wissens möglich?
Die Meinungen gingen und gehen auseinander.

Kopernikus und Bruno
In der Antike wie im Mittelalter dominierte des geozentrische Weltbild des Claudius Ptolemäus (ca. 100 – 160), das die Erde als den Mittelpunkt der Welt sah, um den sich alles dreht.

Dann übernahm Nikolaus Kopernikus (1473-1543) eine eigentlich sehr alte, schon von Aristarch von Samos (ca. 310-230 v. Chr.) geäußerte Meinung, dass sich die Erde um die Sonne bewege. Seine „Sechs Bücher über die Umläufe der Himmelskörper“ veröffentlichte Kopernikus allerdings erst in seinem Todesjahr; denn als Kleriker sah er das zu erwartende Entsetzen in den (evangelischen, katholischen, orthodoxen) Kirchen voraus.

Das heliozentrische Weltbild des Kopernikus war theologischer Sprengstoff erster Ordnung! Anders als in der Bibel steht nun die Erde nicht mehr still, sie kreist um die Sonne. Auch der über Jahrhunderte im christlichen Abendland als unanfechtbare Autorität anerkannte Aristoteles wird endlich in Frage gestellt! (Vgl. „Die machtvollste Erfindung der Weltgeschichte„, unter „Geschichte“).

Die Wirkung der neuen Theorie, die das astronomische Weltbild revolutionieren und die „Kopernikanische Wende“ einleiten sollte, war zunächst begrenzt.

Einer der wenigen, die die umwälzende Bedeutung des Kopernikanischen Weltbildes erkannten, war der italienische Philosoph Giordano Bruno (1548-1600). Dieser war nicht damit zufrieden, dass Kopernikus die Erde aus dem Mittelpunkt der Welt gerückt und zu einem Trabanten der Sonne gemacht hatte. Er sprach von einem unendlich großen Universum und überforderte damit das Begriffsvermögen seiner Zeitgenossen total. In den Fixsternen am Himmel sah er Sonnen gleich unserer Sonne, umgeben von Planeten wie unsere Erde, die bewohnt werden von Menschen gleich uns. Seine Ideen zertrümmerten nicht allein das viele Jahrhunderte herrschende geozentrische Weltbild, sondern rüttelten an fundamentalen theologischen Lehren.

Aus Brunos Weltbild ergab sich auch eine für jeden Menschen unbeantwortbare Frage: Wie ist die Einmaligkeit der Sendung Jesu zu verstehen, in einem endlosen All, mit unzähligen Welten, die von uns ähnlichen, vermutlich auch erlösungsbedürftigen Menschen bewohnt sind?

Die katholische Kirche ließ Bruno nach achtjähriger Kerkerhaft wegen seiner ketzerischen Ideen – die große Teile unseres heutigen Weltbildes vorwegnahmen – im Jahr 1600 in Rom verbrennen. Von der Kirche vollständig rehabilitiert ist er (anders als Galilei) bis heute nicht!

Die noch immer offene Frage nach weiteren bewohnten Welten war für Giordano Bruno philosophisch beantwortet: Wo es Lebensmöglichkeiten gibt, wird sich auch Leben finden! Ein Gedanke, den schon antike Philosophen ausgesprochen haben: (Siehe Kasten).

„Die Welt muss einzig sein. Mehrere Welten kann es nicht geben.“         Aristoteles (384-322 v.Chr.).

„Es gibt unzählige Welten, sowohl solche wie die unsere als auch andere. Da die Anzahl der Atome unendlich ist…werden sie weit in den Weltraum hinausgetragen. Da die Atome, aus denen grundsätzlich eine Welt geschaffen werden oder zusammengesetzt sein kann, auf keiner einzigen Welt und auf keiner endlichen Zahl von Welten verbraucht werden…spricht nichts gegen eine unendliche Zahl von Welten…Wir müssen akzeptieren, dass es auf allen Welten Lebewesen, Pflanzen und andere Dinge gibt, wie wir sie auf unserer Welt erblicken.“                      Epikur (341-271 v.Chr.).

„Er wird nicht nur von einer, sondern von unzähligen Welten verehrt; nicht von einer einzigen Erde, einer einzigen Welt, sondern von Tausend, Tausend, ich sage: einer Unendlichkeit von Welten.“       Giordano Bruno (1548-1600).

„Was dem Menschen bleibt, ist das Bewusstsein, dass er alleine ist in der seelenlosen Leere des Universums, das ihn hervorgebracht hat.“   Jacques Monod (1910 – 1976).

„Nach gegenwärtiger Beweislage sollte, wo die Anfangsbedingungen stimmen und Milliarden von Jahren für die Evolution zur Verfügung stehen, Leben entstehen. Dass auf geeigneten Planeten Leben seinen Anfang nimmt, scheint zur Chemie des Universums zu gehörten.“
Carl Sagan (1934-1996).

Kant und Laplace
Nachdem Giordano Bruno seine phantastische Vorstellung vom unendlichen Weltall propagiert hatte, vergingen fast zwei Jahrhunderte bevor erste, zaghafte, naturwissenschaftliche Antworten auf die Frage nach weiteren bewohnbaren Planten möglich schienen.

Immanuel Kant (1724-1804) veröffentlichte 1755 seine „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels.“ (Vgl. „Die Weltbeschreibung des kühnen Kant„, unter „Gedenktage“). Demnach hat sich unser Sonnensystem mit seinen Planeten aus einem riesigen Nebel verdichtet. Diese „Nebularhypothese“ wurde 1798 von Pierre Simon Laplace (1749-1827) verbessert. Heute steht sie als „Kant-Laplace’sche Hypothse“ in den Lehrbüchern.

Auf die Frage noch weiterem, intelligenten Leben im All liefert diese Hypothese eine vorläufige Antwort: Sonnen – wie unser Zentralgestirn – bilden sich aus Gas- und Staubmassen und umgeben sich mit Planeten. Also darf man vermuten, dass viele oder alle der Sonnen im All von Planeten umgeben sind, von denen etliche bewohnbar sein sollten. Folglich gibt es wahrscheinlich nicht nur uns!

Im 19. Jahrhundert zweifelten dann viele Astronomen an der Bewohnbarkeit anderer Planeten. Nur Einzelne glaubten in den umstrittenen „Marskanälen“ Beweise für außerirdisches intelligentes Leben in unserem Sonnensystem zu finden.

Die Katastrophenhypothese
Ein Jahrhundert lang war die Nebularhypothese die wichtigste wissenschaftliche Erklärung für die Entstehung unseres Sonnensystems. Doch sie hatte Mängel, die mit zunehmendem Beobachtungsmaterial deutlicher wurden. So musste nach anderen Theorien gesucht werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchte die „Gezeiten-Hypothese“ oder „Katastrophen-Hypothese“ auf, die u. a. von Sir James Jeans (1877-1946) vertreten wurde. Hier geht man von einem Beinahe-Zusammenstoß zweier Sonnen aus. Dabei wurden aus unserer und der anderen Sonne Massen herausgezogen, die sich zu Planeten verdichten.
Da solche Nahbegegnungen zweier Sonnen höchst selten sind, könnte es demnach nur wenige Planetensysteme geben. Unsere Erde wäre dann einer der ganz seltenen, vielleicht der einzige bewohnte Planet im unermesslichen All.

Die Turbulenztheorie
Die Katastrophenhypothese hielt genaueren Nachrechnungen nicht stand, und man musste zu einem Urnebel als Ursprung das Sonnensystems zurück. Karl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007), den ich noch persönlich kannte, veröffentlichte dazu 1946 eine verbesserte Theorie, die Wirbel oder Turbulenzen in den staubigen Massen des Urnebels annimmt. Seine Theorie wurde mehrfach erweitert, doch blieben Fragen offen.
Heute gilt in der Regel eine riesige Gas- und Staubwolke als Ursprung unserer Sonne mit ihren Planeten. Wenn alle Sonnen auf entsprechende Weise entstanden sind, dann müssten auch viele von ihnen mit Planeten umgeben sein.

Im beobachtbaren Universum gibt es nach heutigem Wissen etwa 100 Milliarden Galaxien, deren jede im Durchschnitt aus etwa 100 Milliarden Sonnen besteht. Das wären alles in allem 10 Trilliarden Sonnen. Sollte nur jede Millionste Sonne einen bewohnbaren Planeten besitzen, gäbe es 10 Billiarden potentielle Lebensplätze.

Etliche Planeten ferner Sonnen, sog. „Exoplaneten“, wurden schon nachgewiesen. Allerdings sind vor allem unbewohnbare Riesenplaneten auszumachen. Bisher wurde nur ein einziger, unserer Erde einigermaßen ähnlicher Exoplanet entdeckt. Doch die astronomische Beobachtungstechnik macht Fortschritte, und wir dürfen hoffen, dass in nicht zu ferner Zukunft weitere Planeten gefunden werden, die eine erdähnliche Umwelt bieten.

Der Astronomie-Professor Geoffrey Marcy von der Berkeley-Universität, der etwa 130 der bekannten mehr als 200 extrasolaren Planeten entdeckte, ist optimistisch: 

„Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass zehn Prozent aller Sterne Begleiter haben. Also könnten von den 300 Milliarden Sternen in der Milchstraße 30 Milliarden Planeten haben, darunter viele erdähnliche…In zehn Jahren werden wir einen blauen Planeten entdecken.“ (7, S. 32).

Könnten einige dieser „blauen Planeten“ bewohnt sein? Vielleicht mit andersfarbigen Pflanzen? Wenn das Licht der dortigen Sonne mehr grünlich ist, anstelle des rötlichen Lichteinfalls auf Erden, könnten etwaige Wälder dort rot erscheinen.

Besteht eine Chance, von bewohnten Exoplaneten Funksignale zu empfangen, die auf hochentwickelte Intelligenzen schließen lassen? Wissenschaftler bemühen sich im Rahmen des SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) Projekts um solche Kontakte. (11).
Wie meinte Carl Sagan (1934-1996): „Wenn wir alleine im Universum sind, dann wäre das eine schreckliche Platzverschwendung.“

Das Zeitfenster
Unser Universum ist vielleicht 14 Milliarden Jahre alt. Aber Leben ist nach heutigem Wissen erst seit vergleichsweise kurzer Zeit möglich, da zuerst die Voraussetzungen dafür entstehen mussten.

Nach dem „Urknall“ gab es im Universum nur Wasserstoff und Helium. Diese Gasmassen verdichteten sich 100 oder 200 Millionen Jahre nach dem Urknall zu riesigen Ur-Sonnen, vielfach schwerer als unsere Sonne.

In dieser ersten Generation von Sternen entstanden durch Kernfusion für das Leben unentbehrliche Elemente wie Stickstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff, bis zum Eisen als dem schwerstem Element der ersten Zeit. Als diese Riesensonnen ausgebrannt waren und explodierten, bildeten sich in einem schnellen Fusionsprozess noch sehr schwere Elemente wie Uran und Thorium.

Nun fehlten noch weitere ca. fünfzig Elemente, schwerer als Eisen. Diese entstanden in einer zweiten Generation entschieden kleinerer Sterne, die sehr viel langlebiger waren; denn je größer eine Sonne, um so schneller verbraucht sie ihren Kernbrennstoff.

Unser Sonnensystem gehört erst der dritten Generation an. Zuvor mussten auch Sterne der zweiten Generation explodieren und die von ihnen gebildeten Elemente ins All entlassen. Danach erst konnten sich Gas- und Staubwolken zu Sonnen- bzw. Planetensystemen verdichten, die alle für das Leben nötigen Voraussetzungen mitbringen.

Unser Planetensystem bildete sich vor etwa 5 Milliarden Jahren und etwa 10 Milliarden Jahre nach dem Urknall. Wesentlich ältere Sonnen mit bewohnbaren Planeten dürfte es nach derzeitigen Vorstellungen kaum geben.

Wo kann Leben entstehen?
Unter den auf unserer Erde gegebenen Umständen hat sich das organische Leben im Verlauf von drei Milliarden Jahren auf die im Grundsätzlichen bekannte Weise entwickelt.
Wäre Leben auch unter anderen Voraussetzungen möglich?

Nicht nur Science-Fiction-Autoren sondern sogar Wissenschaftler spielen mit dem Gedanken, dass es Leben unter uns total fremden Bedingungen geben könnte; z. B. auf Jupitermonden oder sogar in der dichten Atmosphäre des Jupiter. Man kann auch darüber spekulieren, ob Lebewesen auf Silizium-Basis (anstelle von Kohlenstoff) möglich wären; mit einer grundlegend anderen Energieversorgung und evtl. in einem anderen Temperatur-Niveau.

Manche Esoteriker meinen, dass das Geistige überall, auch in einer von der Erde gänzlich verschiedenen Umwelt, belebte Körper, also Leben schaffen kann. Doch das sind Spekulationen ohne tragbare naturwissenschaftliche Fundamente.

Da wir es nicht besser wissen können, bleibt uns keine andere Wahl, als bei unserer Suche nach außerirdischem Leben von den auf unserer Erde gegebenen Bedingungen auszugehen.

Damit ein Planet mit lebenden Wesen entstehen kann, wären demnach etliche Voraussetzungen zu erfüllen; so viele, dass nicht wenige Wissenschaftler, wie z. B. Harald Lesch, bezweifeln, dass es einen zweiten Planeten mit hochentwickelten Lebensformen geben dürfte:

· Das Zentralgestirn eines bewohnbaren Planetensystems darf nicht viel größer oder kleiner sein als unsere Sonne. Ist das Zentralgestirn zu groß, brennt es zu schnell aus. Ist es zu klein, würde seine „Lebenszone“, die Flüssig-Wasser-Zone, zu schmal.
· Der Planet muss aus festem Material und etwa so groß sein wie die Erde. Zu große Planeten, wie Jupiter oder Saturn, sammeln zu viele Gase ein und bekommen keine feste Oberfläche. Zu kleine Planeten, wie der Mars, können keine genügend dichte Atmosphäre lange genug halten.
· Der Planet muss ausreichend Wasser besitzen, und seine Bahn muss innerhalb der Flüssig-Wasser-Zone liegen. Für ein gleichmäßiges Klima darf diese Bahn nur wenig elliptisch sein. Wie wir noch lesen werden, ist die häufig gehörte Behauptung, dass sich die Erde „genau im richtigen Abstand von der Sonne“ befinde, nicht unumstritten.
· Ein nicht zu kleiner Mond ist erforderlich, der die Drehachse stabilisiert. Andernfalls könnte die Drehachse des Planeten im Abstand von Millionen Jahren immer wieder kippen. Durch die damit verbundenen plötzlichen Klimaschwankungen würde die Entwicklung des Lebens erschwert oder gar unmöglich gemacht.
· Während der Jahrmilliarden, die das Leben für seine Entwicklung benötigt, darf es im Umkreis von etwa 30 bis 50 Lichtjahren keine Supernova-Explosion geben, die alles Leben auslöschen könnte.
· Im Planetensystem sind Großplaneten wie der Jupiter erforderlich. Diese müssen genügend Klein- und Kleinstplaneten (Planetoiden) als Überreste der Planetenbildung, oder auch Kometen einsammeln. Andernfalls wäre z. B. unsere Erde einem laufenden Bombardement von Planetoiden und Kometen ausgesetzt, die gewaltige Zerstörungen anrichten können.
· Ein Magnetfeld ist erforderlich, das eine gefährliche Partikelstrahlung – den Sonnenwind – ablenkt.
· Vulkanismus und Plattentektonik müssen Berge auftürmen. Sonst gäbe es nur einen überall mit Wasser bedeckten Planeten. Die gleichmäßigen Lebensbedingungen im Meer böten zu wenig Anreize für die Evolution.
· Nach heutiger Lehrmeinung waren dann noch zahlreiche evolutionistische „Zufälle“ erforderlich, um höherentwickeltes Leben zu bilden. Denn das Leben hätte auf der Stufe von Bakterien und Algen stehen bleiben können.
· Ob Großkatastrophen für die Entwicklung des Menschen nötig waren ist umstritten. Ohne den Untergang der Saurier (durch einen Impakt?) hätten vermutlich weder die Säugetiere sich entfalten noch der Mensch sich durchsetzen können.

Angesichts dieser Vielzahl von notwendigen Voraussetzung gibt es drei grundlegende philosophische Standpunkte zum Ursprung des Lebens:

1. Es war ein „Wunder“. Unter Wunder ist hier ein (religiöses) Ereignis zu verstehen, das sich außerhalb der physikalischen Gesetze bewegt.
2. Es war ein äußerst unwahrscheinlicher Zufall.
3. Es war ein unter geeigneten Bedingungen zu erwartendes Resultat physikalischer und chemischer Gesetzmäßigkeiten. (2, S. 35).

Viele Wissenschaftler, wie z. B. der französische Biochemiker und Nobelpreisträger Jacques Monod (vgl. Kasten), vertreten die Meinung, dass in Rahmen der uns bekannten Naturgesetze nur Raum für den Zufall sei.

Ich persönlich bevorzuge Punkt 3. Dazu berufe ich mich auf die Verhältnisse auf unserer Erde. Hier findet sich fast überall Leben: In den tieften Tiefen der Ozeane, in tropischen Wüsten, in den Gebirgen bis über die Schneegrenze, in heißen Quellen und arktischen Breiten. Wo immer auch noch so ausgefallene Bedingungen Leben möglich machen, dort gibt es auch – teilweise extrem angepasste – Lebensformen.

Die Gaia-Hypothese
Schon lange ist bekannt, dass das Leben die Verhältnisse auf unserem Planeten verändert. Z. B. stammt der Sauerstoff der Luft aus der Assimilation der Pflanzen. Darüber hinaus scheint das Leben zielgerichtet zu wirken und lebensfreundliche Bedingungen auf unserem Planeten zu schaffen:

Anfang der 70er Jahre formulierte James Lovelock (geb. 1919) zusammen mit Lynn Margulins (geb. 1938) die „Gaia-Hypothese“. Diese postuliert,

„dass das Leben auf der Erde aktiv die Oberflächenverhältnisse immer so regelt, dass sie für das sie gerade bewohnende Ensemble von Organismen günstig sind. Anfangs lief diese Vorstellung der Schulweisheit zuwider, dass das Leben sich an die planetaren Verhältnisse angepasst hätte und beide sich getrennt entwickelt hätten. Wir wissen heute, dass sowohl die ursprüngliche Gaia-Hypothese als auch jene Schulweisheit falsch waren. Die Hypothese entwickelte sich zur heutigen Gaia-Theorie weiter und die Schulweisheit zur Geosystemwissenschaft.“ (4, S. 234).

Im Allgemeinen ist kaum bekannt, dass – wie Lovelock feststellt – die Sonne langsam heißer wird und heute etwa 25 Prozent mehr Energie abstrahlt als vor Milliarden von Jahren. Nach seiner Meinung wäre unser Planet ohne Gaias ausgleichendes Wirken längst kaum noch bewohnbar:

„Die meisten Lehrbücher und populärwissenschaftlichen Fernsehsendungen wollen uns weismachen, dass die Erde zufällig im genau richtigen Abstand von der Sonne geboren wurde, weshalb die Verhältnisse auf der Erde für das Leben genau richtig sind. Diese Prä-Gaia-Behauptung ist falsch, denn nur für einen kurzen Zeitraum der Erdgeschichte war die Sonnenwärme für das Leben ideal, und das war vor rund zwei Milliarden Jahren. Davor war es zu kalt, und anschließend ist es nach und nach immer heißer geworden.“ (4, S. 71).
Demnach kann man „Gaia“, also die Gesamtheit des Lebens auf Erden, wie einen Organismus betrachten, der flexibel auf äußere Einflüsse reagiert und lebensfreundliche Bedingungen aufrecht erhält.

Leider sind wir in unserem blinden Egoismus derzeit dabei, Gaia den Boden zu entziehen und damit uns selbst den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen! (Vgl. „Gaias Rache„, hier unter „Buchbesprechungen“).

Das anthropische Prinzip
Von den ersten Sekundenbruchteilen der Bildung des Weltalls bis heute gab es unzählige Ereignisse, die in ganz bestimmter Weise ablaufen mussten, damit schließlich Wesen entstehen konnten, die über ihre Existenz und deren Sinn nachdenken.

Dazu gehört die extrem feine Abstimmung von Naturkräften und Naturkonstanten. Diese sind so penibel ausgewogen, dass Wissenschaftler einen Vergleich mit einem Bleistift anstellen, der auf seiner Spitze balanciert. (Vgl. „Der Urknall als Gottesbeweis„, unter „Wissenschaft“).

Auf dieser unerhört feinen Abstimmung baut das anthropische Prinzip, das z. B. ganz bestimmte Voraussetzung erkennt, ohne die es uns nicht gäbe.

Das schwache anthropische Prinzip hält es für möglich, dass es beliebig viele Universen („Multiversen“) gebe, von denen eines (zufällig) so beschaffen sei, dass es „Beobachter“ (denkende Wesen) hervorbringe.

Das starke anthropische Prinzip erkennt, dass ganz bestimmte Bedingungen die Entwicklung des Universums so steuerten, dass höheres Leben entstehen konnte. Durch nur minimale Abweichungen der einen oder anderen Naturkonstante hätte sich ein grundlegend anderes Universum entwickelt (9).

Beide Spielarten des anthropischen Prinzips sind keine strengen wissenschaftlichen Theorien, da sie weder beweisbar noch widerlegbar sind. Auch helfen sie uns bei der Suche nach dem Leben auf fernen Planeten nicht weiter. Es sei denn, man versucht aus dem anthropischen Prinzip einen Gottesbeweis zu konstruieren und daraus zu folgern, dass das ganze Universum belebt sein müsse. Doch das wäre Philosophie, Theologie, Naturtheologie, oder Esoterik, keine Naturwissenschaft.

Aliens in der Bibel?
Es gibt etliche Bibelstellen, in denen überirdische Wesen, Engel usw. auftreten, die von manchen als Aliens gedeutet werden.
Eine merkwürdige Stelle ist beispielsweise 1. Mose 6, 1-4. Ufo-Gläubige sehen darin einen Beweise für Besuche Außerirdischer auf Erden.
Hesekiel (Ezechiel) 1,4-28 wird als Begegnung mit Außerirdischen der „dritten Art“ interpretiert, also eine persönliche Begegnung mit Kontaktaufnahme.
Und Ijob (Hiob) 38 wird sogar von Klerikern als Hinweis auf außerirdische Intelligenzen gedeutet. (Vgl. Arte Dokumentation „Die Außerirdischen Teil 1″, gesendet am 12. 11. 2007):
„Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als alle Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottessöhne?“ (Ijob 38,6-7). Hier ist von einer Zeit vor der Erschaffung des Menschen die Rede, und es sind die jubelnden „Gottessöhne“ die Anlass zu Spekulationen geben.

Sind wir allein im Universum?
Im Verlauf der Jahrhunderte hat die Menschheit viel Wissen über das Universum ansammeln können: Entstehung, Alter, Struktur und sogar die Zukunft des Universums scheinen im Grundsatz bekannt. Auch die Entwicklung der Sterne mit den sie umgebenden Planetensystemen ist enträtselt.

Aber was wissen wir von Bewohnern anderer Planeten?
In unserem Sonnensystem dürfte es außerirdisches Leben im günstigsten Falle nur in Form von primitiven Lebewesen, etwa Bakterien oder Algen, geben.

Und wie und wo treffen wir dann auf „außerirdische Intelligenzen“, auf ET, auf Aliens oder wie immer sie in der Science-Fiktion-Literatur heißen?
Bei der Frage aller astronomischen Fragen, „gibt es andere denkende Wesen im Weltall?“, sind wir kaum weiter als antike Philosophen und tappen im Dunkeln.

Wenn diese Frage mit „ja“ beantwortet werden sollte, schließt sich gleich die nächste Frage an: „Haben wir eine Chance, mit ihnen Kontakt aufzunehmen?“ Können wir ihnen vielleicht sogar persönlich begegnen? Oder liegen alle evtl. bewohnten Planeten in unerreichbarer Ferne?
Niemand weiß, ob diese Fragen jemals beantwortet werden.

Literatur:
(1) Breuer Reinhard, Das anthropische Prinzip, Meyster, München 1981.
(2) Davies Paul, Sind wir allein im Universum?, Heyne, München 1995.
(3) Hagl Siegfried, Wenn es kein Wunder war, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart, 2002.
(4) Lovelock James, Gaias Rache, Ullstein, Berlin, 2007.
(5) Lesch Harald/Müller Jörn, Big Bang zweiter Akt, Goldmann, München, 2005.
(6) Littrow Jos. Joh. v./Stumpf Karl, Die Wunder des Himmels, Ferd. Dümmler, Bonn, 1969.
(7) PM, Oktober 2006.
(8) Wabbel Tobias Daniel, SETI – die Suche nach dem Außerirdischen, beustverlag, München, 2002.
(9) http://www.cip.physik.uni-muenchen.de/+zimmermann/dl/anthrprinz.html.
(10) http://www.klawi.de/anthr.p.htm#Anker1anthr.p.
(11) http://de.wikipedia.org/wiki/SETI.

Anhang:
Das Fermi-Paradoxon       

Im Jahr 1950 diskutierten auf dem Weg zum Mittagessen Enrico Fermi, Edward Teller, Emil Konopinski und Herbert York über angebliche Ufo-Sichtungen und einen Cartoon aus der Zeitschrift The New Yorker über Außerirdische.
Schließlich fragte Fermi: „Where is everybody?“ Warum sind weder Raumschiffe anderer Weltraumbewohner noch andere Spuren extraterristischer Technik zu beobachten? Aufgrund des Alters des Universums und seiner hohen Zahl an Sternen sollte Leben auch außerhalb der Erde verbreitet sein; vorausgesetzt die Entstehung von Leben auf der Erde wäre kein außergewöhnlicher Zufall.
Es gibt verschiedene Antworten auf diese Frage, doch Teller kam angeblich zu dem Schluss, „die wahrscheinlichste Ursache ist, dass sich hochentwickelte Gesellschaften selbst zerstören, bevor sie weit genug fortgeschritten sind.“ Diese Selbstzerstörung sollte regelmäßig innerhalb von 100 Jahren nach der Erfindung der Kernwaffen statt finden. Der 100. Jahrestag der Hiroshima-Bombe ist 2045! (Quelle: Wikipedia).
Interessanter Weise war für diese Wissenschaftler (und ist es noch heute für die Meisten) selbstverständlich, dass eine hochentwickelte Zivilisation einen entsprechenden Weg gehen muss, wie wir ihn auf der Erde gegangen sind. An andere Wege ist anscheinend nicht zu denken.
Wäre es z. B. einer ganz anderen „Menschheit“ möglich, einen nicht nur verstandesgesteuerten sondern mehr empfindungsgelenkten, naturgemäßen Weg zu gehen? In harmonischer Zusammenarbeit mit Wesenhaften (Naturwesen, Devas), die vor Irrwegen wie der Kernenergie warnen würden?