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Wissenschaft

Bibel kontra Darwin in Amerika

(Veröffentlich in GralsWelt 15/2000)

 In Amerika ist vieles anders, und in dem „Land of the Free“ (Land der Freien) lässt sich manches vertreten, was bei uns absurd erscheinen mag; zum Beispiel der längst ausgestanden geglaubte Streit zwi­schen Darwinisten und buchstabengläubigen Bibelchristen.

In den USA gibt es eine Gruppe von „Kreationisten“, die uns von dem überzeugen wollen, was sie selbst glauben: Dass die moderne Naturge­schichte, die Evolutionstheorie, falsch sei, wogegen die biblische Schöpfungsgeschichte die wörtliche Wahrheit biete.

Ein Zentrum des Kreationismus findet sich in Glen Rose (nicht weit von Dallas, Texas), wo man die längst überholt geglaubten Thesen bibelgläubiger Fundamentalisten mit merkwürdigen Exponaten bewei­sen und die moderne, weltweit anerkannte Entwicklungsgeschichte der Erde ad absurdum führen möchte.

Wer durch die USA reist, mag einen Abstecher nach Texas einplanen und Glen Rose besuchen – besonders im Frühjahr, wenn in den nördli­cheren der meistbesuchten Touristenzielen des Westens (zum Beispiel Yellow Stone, Bryce Canyon, Zion, Yosemity, Kings Canyon, Sequoia) zum Teil noch Schnee liegt, während Texas schon mit sommerlichen Temperatu­ren aufwarten kann. Die Kleinstadt Glen Rose hat nämlich zwei Be­sonderheiten zu bieten:

Kreationismus – was ist das?
Unter dem Schlagwort „Kreationismus“ werden verschiedene Richtungen zusammengefasst, die die Naturgeschichte weniger als Entwicklungsgeschichte denn als Schöpfungsgeschichte interpretieren:
Die „JOUNG EARTH“ Kreationisten glauben an ein einziges Schöpfungsereignis, das vor 10.000 Jahren stattfand. Sie nehmen die Bibel (insbesondere das Buch Genesis) wörtlich.
Die „OLD EARTH“ Kreationisten glauben, wie die Jung-Earth-Kreationisten an einen einzigen Schöpfungsakt, der jedoch mehrere Milliarden Jahre dauerte. Sie akzeptieren die modernen Geowissenschaften samt Analyseverfahren für die Bestimmung des Erdalters. Dass sich jedoch aus einer Spezies eine neue entwickeln kann, lehnen sie ab.
Die „DAY AGE“ und „GAP“ Kreationisten glauben an eine ältere Erde. Für sie hat der Schöpfungsakt in sieben sehr langen Tagen („Day-Age“) stattgefunden, oder in sieben Tagen, zwischen denen sehr lange Pausen („Gap“) waren.
In ihren Kampf gegen die Evolutionslehre nach Darwin haben Kreationisten in den USA einen ersten Erfolg errungen. In Kansas beschloss der „Board of Education“ Evolution und verwandte Themen aus den öffentlichen Schulen zu verbannen. Er gab Biologielehrern die folgende Empfehlung: Das Wissen über Darwins Evolutionstheorie, die Entwicklung der Arten durch Mutation und natürliche Auslese, aber auch geologische Bestimmungen des Erdalters, fossiler Knochenfund und die Urknalltheorie soll den Schülern in Kansas erspart bleiben.
Zitiert nach: „Bild der Wissenschaft“, 12/1999.

Der Dinosaur Valley State Park
Einer der vielen gut gepflegten Parks in den USA mit schönen Camping‑Möglichkeiten und verschiedenen Fußwegen (Trails), auf de­nen man wandern, den romantischen Paluxy‑River fotografieren und vor allem echte Fußspuren von Sauriern bewundern kann.

In diesem Areal haben sich aufgrund geologischer Besonderheiten etwa 105 Millionen Jahre alte Fußtritte von Dinos erhalten, die häufig im Flussbett, teilweise auch am trockenen Ufer mehr oder weniger deutlich zu sehen sind. Es ist eine bewegende Erfahrung, diese seltenen Fußstapfen zu be­trachten, die nur für geologisch kurze Zeit in Erscheinung treten.

Vor 105 Millionen Jahren an einem Sandstrand entstanden, lagen sie unter Kalkgestein verborgen, bis sie in unserer Zeit, von den Flu­ten des Paluxy freigelegt, sichtbar sind. Die natürliche Verwitte­rung nagt an diesen fossilen Spuren, bis sie verwischt sein werden. Ein Glücksfall, dass sie gerade zu unseren Lebzeiten hervortreten, nachdem sie für Hundert Millionen Jahre verborgen waren und in nicht zu ferner Zukunft verschwunden sein werden.

Diese Dino‑Fährten sind wissenschaftlich abgesichert, und was da­zu bisher gesagt wurde, ist der heutige Erkenntnisstand. Im Dino­saur Valley State Park wird der Stand der Forschung dem in amerikanischen Parks üblichen Standard entsprechend in Tafeln und Hinweisschildern dokumentiert, so dass der interessierte Be­sucher aufschlussreiche Informationen findet.

Creation Evidence Museum
Auf dem Weg von Glen Rose zum Dinosaur Valley State Park kommt man an einem unscheinbaren, barackenartigen Gebäude mit der auf­fallenden Aufschrift „Creation Evidence Museum“ vorbei. Hier finden sich Exponate, welche die Überzeugung der Kreationisten unterstreichen und das auf Darwin gegründete moderne wissenschaftliche Weltbild aus den Angeln heben sollen.

Im Mittelpunkt stehen Fußspuren von Sauriern, neben denen, oder sogar in denen, sich Fußabdrücke von menschlichen Wesen finden. Damit ist für Kreationisten bewiesen, dass Menschen und Dinosaurier zur gleichen Zeit lebten und dementsprechend die allgemein gelehrte Entwicklungsgeschichte nicht zutreffen kann, der zufolge die Saurier schon vor 65 Millionen Jahren ausgestorben sind, während Menschen erst vor fünf oder höchstens 10 Millionen Jahren in Erscheinung traten. Wissenschaftler halten diese menschlichen Fußspuren aus der Sau­rierzeit für Verwechslungen mit Fußabdrücken von kleineren Dinos, wenn nicht gar für Fälschungen.

Als weiterer Beweis für die Existenz von Dinos in geschichtlicher Zeit gilt eine Felszeichnung der Anasazi („die Alten“, vorkolum­biansche Indianer), die angeblich einen Dino darstellt. Schließlich wird noch die Versteinerung eines menschlichen Fingers gezeigt, die auch aus der Zeit der großen Saurier stammen soll.

Ein besonders merkwürdiges Exponat ist ein in einem Felsblock eingeschlossener Hammer mit Stiel aus versteinertem Holz. (Vgl. „Kurz, knapp, kurios“ Seite 71 „Der Eisenhammer aus der Kreidezeit“).

Derartige Fundstücke sollen das Weltbild der Kreationisten unter­mauern, die überzeugt sind, dass die Welt direkt aus Gottes Hand entstanden ist, und dass die Genesis (das erste Buch Mose) eine bessere Beschreibung der Entwicklungsgeschichte bietet als die modernen Wissenschaften. So versuchen Kreationisten die Geschichte der Welt – von der Er­schaffung über die Sintflut bis zum Jüngsten Tag – im Einklang mit der Bibel zu erklären.

Wir wollen uns hier nicht auf eine Kritik der Lehren des Krea­tionismus einlassen, die vielem widersprechen, was heute als be­wiesene Tatsache oder gar als Naturgesetz gilt.

Interessant bleibt in jedem Fall, dass es – durchaus nicht ungebildete – Menschen gibt, die modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen eine mittelalterliche Vorstellung entgegensetzen und erreichen möchten, dass in amerikanischen Schulen der Kreationismus gleichberechtigt neben der Evolutionstheorie gelehrt wird.

Hinweise:
Saurierfußspuren und weitere merkwürdige Fundstücke aus dem Creation Evidence Museum beschreibt: Hans Joachim Zillmer „Darwins Irrtum“, Langen‑Müller, München, 1998.

Die Kreationisten publizieren ihre Vorstellungen in verschiedenen Videos. Für das deutsche PAL‑Systen geeignete englischsprachige Videos kann man beziehen bei: Ed Miller, 2422 Cozy Nook, Chewelah, Washington 99109, USA Tel. 509‑935‑6651. Als Einführung eignet sich das Video „Family Tour of Creation Evidence Museum“. Wer sich spezieller informieren will, kann sich eine Liste der lieferbaren Videos senden lassen. Für weitere Informationen wendet man sich an: Creation Evidence Museum, P.0. Box 309, Glen Rose, TX 76043, USA.

Lesen Sie dazu auch „Irrtümer der Erdgeschichte“ und in „Kurz, knapp, kurios“ Seite 393 „Die Suche nach Noahs Arche“.

Nachtrag 2017:
In Williamstown (Kentucky) gibt es seit Juli 2016 einem Themenpark mit einem angeblich „originalgetreuen“ Nachbau der Arche: 155 m lang, 26 m breit und 15,5 m hoch.
Dazu ein Museum, das die Vorstellungen der Kreationisten anschaulich erklärt. (Abbildungen und Videos in Wikipedia).