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Welträtsel und Naturwunder Teil IV.

(Veröffentlicht in GralsWelt Themenheft 11/2003)

D E R   A U F S T I E G   D E S   L E B E N S

Vom Ursprung der Arten

Wer nach der Herkunft von Pflanzen, Tieren, Menschen fragt, der findet die bis ins 19. Jahrhundert auch für die meisten Wissenschaftler gültige Antwort in der Bibel:

„Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich…“ (1. Mose 25,26).

Damit schien auch klar, dass sich die Arten nicht verändern würden; sie konnten so bleiben, wie Gott sie für gut befunden hatte.

Auch die alten Griechen wussten es kaum besser. Aristoteles glaubte an die Urzeugung, die durch Beobachtungen bestätigt schien: Fliegen entstanden aus faulendem Fleisch, und Flöhe aus Staub.

Manche antike Autoren hatten eine andere Meinung, doch die Urzeugung primitiver Organismen (die in der Genesis unerwähnt blieben, s.o.) und die Unveränderlichkeit der Arten (Konstanztheorie) galten über viele Jahrhunderte unangefochten. Selbst der große Systematiker Carl v. Linné (1707-1778) war noch ein Vertreter der Konstanztheorie.

Damit blieb die Frage nach der Entstehung der Arten nach wie vor eine rein theologische Frage, zu der Naturwissenschaftler nichts beitragen konnten und sollten.

Relikte der Sintflut

In Höhlen oder tiefen Erdschichten fand man immer wieder Überreste von Tieren, die keiner bekannten Art zuzuordnen waren. Woher kamen sie?

Sie waren vermutlich in der Sintflut umgekommen, da Noah anscheinend vergessen hatte, einige Arten mit auf die Arche zu nehmen. Oder fehlte auf der Arche der Platz für die Riesensaurier? Vielleicht war Noah nicht im Stande, einen Tyrannosaurus Rex einzufangen? Verständnis dafür hätte ich!

Mit der zunehmenden Anzahl von Funden vorzeitlicher Tiere und Pflanzen wurden diese einfachen biblischen Erklärungen immer fraglicher, und bessere Antworten mussten gesucht werden.

Die Kataklysmen-Theorie

Ein letzter Versuch, biblische Überlieferungen mit den wissenschaftlichen Beobachtungen in Übereinstimmung zu bringen, kam von Georg v. Cuvier (1769-1832).

Er vermutete, dass die Lebewesen periodisch durch universelle Katastrophen vernichtet wurden, und danach aufs neue entstanden; entweder durch Neuschöpfung, oder durch Einwanderung aus Gebieten, die von den Katastrophen verschont blieben. Damit waren viele der rätselhaften Fossilienfunde im Einklang mit dem biblischen Schöpfungsbericht zu erklären.

Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde uns bewusst, dass sich in der Erdgeschichte tatsächlich lebensbedrohende Großkatastrophen ereignet hatten. Das Aussterben der Saurier, die Sintflut-(oder Atlantis-)Katastrophe und möglicherweise etliche mehr, können durch Impakte *) oder gigantische Vulkanausbrüche verursacht worden sein.

Die im 19. Jahrhundert verworfenen Kataklysmen können also durchaus Einfluss genommen haben auf die Entwicklung des Lebens. So gilt es z.B. als fraglich, ob ohne das Aussterben der Saurier der Aufstieg der Säugetiere und damit die Entwicklung des Menschen möglich geworden wären.

Vererbung erworbener Eigenschaften

Der Gedanke, dass Lebewesen sich an ihre Umwelt anpassen, ist sehr alt. Schon altorientalische Keilschrifttexte erzählen, dass die Giraffen ursprünglich nur einen kurzen Hals hatten. Durch das Bemühen, die Blätter an den Gipfeln der Bäume zu erreichen, streckte sich ihr Hals mehr und mehr (1, S. 46).

Auch der Chevalier de Lamarck (1744-1829) beobachtete, das sich durch den Einfluss der Umwelt bestimmte Merkmale oder auch Eigenschaften der Lebewesen ändern, und er vermutete, dass diese Änderungen durch Vererbung von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden. Lamarcks Theorie war einfach zu verstehen und konnte viele Beobachtungen, z.B. Züchtungserfolge bei Haustieren, zufriedenstellend erklären. Auch Darwin rechnete mit der Vererbung erworbener Eigenschaften.
Die Entwicklungstheorie löste sich von der biblischen Schöpfungsgeschichte.

Von nun an war es eine profane Aufgabe der Naturwissenschaftler, die Geschichte der Entwicklung des Lebens zu ergründen.

„Die These des Darwinismus besagt, dass die Arten konstant gewordene Varietäten, die Varietäten in Bildung begriffene Arten sind und die Entstehung neuer Rassen ein Produkt des Kampfes ums Dasein ist, der als eine Art natürliche Zuchtwahl gewisse Exemplare begünstigt hat. Diese Vorstellungsweise macht die Natur zu einer Einrichtung, in der es       e n g l i s c h zugeht, nämlich: erstens  f r e i h ä n d l e r i s c h, indem die Konkurrenz entscheidet, zweitens  k o r r e k t, denn nur, was am wenigsten shocking ist, das Passendste, überlebt, drittens         l i b e r a l, denn es herrscht „Fortschritt“ und die Nouveautés sind immer zugleich Verbesserungen, viertens aber zugleich  k o n s e r v a t i v, denn der Kampf um den Fortschritt vollzieht sich „organisch“: in langsamen Übergängen und durch Majoritätssiege. Englisch ist auch die naive Gleichsetzung der künstlichen Züchtung mit der natürlichen Auslese, eine Kolonialvorstellung, die die Erde als große Tierfarm und Gemüseanlage konzipiert, und die Unfähigkeit, sich die Vergangenheit als generell verschieden von der Gegenwart zu denken: es muss alles „so ähnlich“ wie heute zugegangen sein, zumindest unter Benützung der selben umbildenden Kräfte; in diesem Punkte ist der Darwinismus das biologische Gegenstück zu Lyells Geologie, die alles auf actual causes, unmerklich wirksame, noch heute „aktuelle“ Ursachen zurückführt: sehr charakteristisch für ein unheroisches Zeitalter der gelehrten Myopie und Mikrophilie *), der politischen Tagesanbetung und des weltbeherrschenden Journalismus.“                           Egon Friedell (3, S. 1155).
*) Myopie = Kurzsichtigkeit, Mikrophilie = Liebe zum Kleine.

Anpassung durch Auslese

Dem materialistischen Denken des 20. Jahrhunderts entsprechend, lag eine mechanistische Theorie der Entstehung der Arten in der Luft, und Charles Darwin (1808-1822) war keineswegs der einzige, der in dieser Richtung dachte.

Die überzeugende Wirkung von Darwins Selektionstheorie besteht darin, dass sie anscheinend mit wenigen, einfachen Mechanismen die Entwicklung der ganzen Fülle des Lebendigen, aus primitivsten Anfängen heraus, erklären kann:

* Eine Überproduktion an Nachkommen führt schnell zur Übervölkerung, wenn nicht die meisten Jungindividuen vor ihrer Fortpflanzung sterben.
* Die Individuen einer Art sind nie völlig identisch.
* Durch den „Kampf ums Dasein“ (struggle for life) werden die weniger gut angepassten Individuen ausgeschaltet. Die tauglicheren haben eine größere Chance, ihr Erbgut der nächsten Generation weiterzugeben.

Das sind – sehr stenografisch – die Grundgedanken, mit denen Darwin das Entstehen der Pflanzen und Tiere aus einem „Urkeim“ erklären wollte. Er erkannte nicht nur die Evolution der Arten als wichtigen Motor für die Entwicklung des Lebens, sondern er entdeckte anscheinend auch den Mechanismus, der diese Evolution regelt: die Auslese oder Selektion.

Zu seinen Lebzeiten waren die Gesetze der Vererbung noch unbekannt, niemand wusste von den Mutationen, und der genetische Kode wurde erst vor einigen Jahrzehnten entdeckt.

Aber die Grundgedanken Darwins wurden richtungweisend für ein Jahrhundert biologischer Forschung, und seine Theorie der Evolution ist, in veränderter Form, nach wie vor ein Fundament moderner Biologie. Die Vielfalt der Pflanzen und Tiere wird damit als „Lebensbaum“ verständlich. Art auf Art entwickelte sich aus den „Erfahrungen“ der Vorgänger.

Das Leben, das in jeder Religion verankerte Unfassbare, beruht nur auf komplizierter Physik und Chemie. Dementsprechend bedarf das Leben keiner transzendenten Kräfte, es entwickelt sich unabhängig von der Schöpferhand.

Entstand alles nur zufällig?

Hitzige Diskussionen löst bis heute die Lehre aus, dass die Mutationen, die spontanen Veränderungen im Erbgut, rein zufällig sind. Dementsprechend gibt es auch kein Ziel für die Evolution, und es lassen sich keine Aussagen über ihre Zukunft machen.

Die Entwicklung des Lebens ist ateleologisch (nicht zielgerichtet), sie hat keinen anderen Zweck als die möglichst optimale Nutzung der ökologischen Situation. Alle Lebewesen sind Zufallsprodukte. In der Lotterie des Lebens haben sie entweder einen der seltenen Hauptgewinne gezogen (dann gibt es sie noch), oder sie sind verschwunden.

Dieser Gedanke einer „ziellosen“, von keinem Gott gelenkten oder nur vorherzusehenden Entwicklung, ist heute von Einfluss auf viele Bereiche unseres Lebens, in denen von Fortschritt gesprochen wird: Wissenschaft (zweckfreie Forschung), Ökologie, Ökonomie, Politik, Sozialwissenschaften usw. Fast überall fehlen klare Vorstellungen über die durch den technischen Fortschritt, als Mittel zum Zweck, zu erreichenden Ziele.

DER ZUFALL ALS ENTWICKLUNGSPRINZIP
Gegen die Evolutionstheorie nach Darwin wird häufig eingewendet, dass durch den Zufall keine komplizierten Strukturen entstehen können. Ein oft gebrachtes Beispiel wäre die Frage, wie lange Affen auf Schreibmaschinen herumhämmern müssten, um rein zufällig eine Zeile Sheakespeares hervorzubringen:
„To be or not to be: That is the question.“
Dieser Satz besteht aus 41 Buchstaben bzw. Satzzeichen oder Zwischenräumen. Gewählt wird eine Schreibmaschine mit 32 Tasten (26 Buchstaben und 6 Satzzeichen). Dann wäre die Wahrscheinlich, den exakten Satz zu finden etwa    1/(5 x 10 hoch 61). Nimmt man an, dass pro Sekunde eine Zeile mit 41 Anschlägen (2460 Anschläge pro Minute) möglich sei, dann war es seit Beginn des Universums vor 15 Milliarden Jahren bis heute möglich, etwa 5 x 10 hoch 17 Zeilen zu schreiben. Auf das gewünschte Ergebnis wäre erst nach weiteren, vielen Billiarden von Weltaltern hoffen, so dass man getrost von „unmöglich“ sprechen kann.

Doch so funktioniert die Evolution nach den Theorien des Neo-Darwinismus gerade nicht!
Man stellt sich die Sache vielmehr so vor, dass einmal erzielte Treffer beibehalten werden. In unseren Beispiel (das wie alle Vergleiche etwas hinkt) würde man dann schon im ersten, spätestens im zweiten Durchlauf wenigstens einen, oder gar mehrere, richtige Buchstaben am rechten Platz finden. Dann wäre mit Hilfe des Zufallsprinzips nur noch nach den restlichen zu suchen. Das gewünschte Ergebnis ließe sich so in vertretbarer Zeit finden, sofern eine Kontrollinstanz (die Selektion) die passenden Buchstaben stehen lässt und nach den restlichen weiter suchen lässt.
Hierzu ein praktisches Beispiel aus den neuerdings versuchten technischen Anwendungen des Zufallsprinzips, die manchmal unerwartet gute Ergebnisse liefern:
„Optimale Kaffeemischung.
Leider ist eine besonders wohlschmeckende Kaffeesorte auch besonders teuer. Das ist schlecht für die Kaffeeproduzenten, weil sie damit wenig Gewinn machen. Könnte man aus billigeren Kaffeesorten – sagen wir aus fünf solchen Sorten – eine Mischung zusammenmischen, die sich im Geschmack von der teuersten Sorte nicht unterscheidet, aber eben billiger ist, so wäre das von gewaltigem Vorteil für die Kaffeeindustrie. Aus fünf verschiedenen Vorratsbehältern hat man jeweils die gleiche Kaffeetassengröße gefüllt, mit jeweils leicht unterschiedlichen Anteilen der einzelnen billigeren Kaffeesorten. Man hat die Probanden – das waren Studenten – immer gefragt, ob die Sorte besser oder schlechter schmeckt als die vorhergehende. Wenn sie besser schmeckte, wurde diese Sorte weiter verändert, wenn nicht, wurde sie verworfen. Damit kam man auf eine ideale Mischung, die genauso schmeckt wie die teuerste Sorte, aber eben billiger war – mit rund 25% sogar viel billiger. Ein wunderbares Geschäft für die Kaffeeröster, und dagegen kann man wohl kaum etwas sagen.“ (10, S. 366).

Der Neo-Darwinismus 

Einfach und überschaubar sind angeblich die Werkzeuge der Evolution, wie der heutige Neo-Darwinismus sie sieht:
* Mutationen, zufällige Veränderungen im Erbgut.
* Selektion, der Prüfstein des Lebens, der günstige Mutationen passieren lässt und ungünstige aussondert.
* Hinzu kommt noch die „Lotterie der Gene“, die von den Eltern durch Zufallskombinationen aus ihrem Erbgut vererbten Eigenschaften.

Biologen haben in vielen Einzelfällen das Wirken dieser Mechanismen zeigen können; allerdings nur bei kleineren Anpassungsvorgängen. Noch niemand hat bewiesen, dass auf solche Weise deutlich veränderte neue Arten entstehen können, oder gar wie große Übergänge möglich waren: Vom Fisch zum Reptil, von Reptil zum Vogel, vom Reptil zum Säuger.

Die Fossilienfunde sind höchst lückenhaft, viele Zwischenstufen fehlen. Vielleicht hat es die vermuteten inifinitesimalen (unendlich kleinen) Übergänge von Art zu Art nie gegeben; denn nicht jede Übergangsstufe muss zwangsläufig die Überlebenschancen verbessern.

Ein Reptil wäre im Überlebenskampf eher benachteiligt, wenn seine widerstandsfähigen Schuppen durch empfindlichere Federn ersetzt würden. Auch die stufenweise Umwandlung der Vordergliedmaßen in Flügel dürfte die Überlebenschancen des auf zwei Beinen hüpfenden Stummelflüglers so lange mindern, bis gebrauchsfähige Flügel samt dem unerlässlichen Gefühl für die Flugdynamik entwickelt sind. Nun erst steht dem Vogel eine neue Dimension offen, mit Möglichkeiten, von denen ein Kriechtier höchstens träumen kann.

Seit 1909 wird mit Taufliegen (Drosophila Melanogaster) experimentiert, die in einem Jahr bis zu 30 Generationen erreichen können. Sie wurden Strahlen oder Chemikalien ausgesetzt, die die natürliche Mutationsrate bis auf das 75.000-fache steigerten und zahlreiche Mutanten erzeugten. Allerdings gelang in einem knappen Jahrhundert Drosophila-Forschung nicht eine einzige Verbesserung, von neuen Arten ganz zu schweigen; es entstanden vor allem verkrüppelte, also weniger lebenstüchtige Exemplare.

Eine Theorie vom durchbrochenen Gleichgewicht vermutet, dass auf lange Phasen evolutionären Stillstandes kurze Episoden folgten, in denen neue Arten sehr schnell, gar spontan entstanden. Für solche Entwicklungssprünge wären dann „Großmutationen“ erforderlich, gleichzeitige, zweckmäßige Änderungen zahlreicher Gene, die kaum zufällig sein können. Diese Theorie erklärt mit unbewiesenen Annahmen das Fehlen von Zwischengliedern in der Kette der fossilen Funde, kann aber nicht zeigen, wie neue Arten entstehen.

Vom Einfachen zum Komplizierten

Je komplizierter ein Lebewesen, desto mehr Informationen – also Gene – muss es in seinen Zellen tragen, umso länger müssen die Stränge seiner DNS ***) sein. Die Frage, wie sich DNS-Stränge (beim Menschen sind sie etwa 2 m lang, bei Bakterien nur einige Millimeter) verlängern, sollten Chemiker beantworten.

Prof. Bruno Vollmert, Direktor des Polymer-Institus der Universität Karlsruhe, kam schon in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zu der Überzeugung, dass sich solche Kettenmoleküle nicht von selbst bilden, also eine Urzeugung nicht möglich ist. Und die für den Aufstieg des Lebens erforderliche Verlängerung der DNS-Ketten ist im höchsten Maße unwahrscheinlich. Es sei denn, die notwendigen Reaktionen würden gezielt gesteuert und dabei nichts dem Zufall überlassen (11).

Man darf also getrost davon aus gehen, dass die viel zitierte „Selbstorganisation der Materie“ ein Wunschtraum der Neo-Darwinisten bleibt, der durch keine Beobachtung bewiesen, aber durch viele Tatsachen widerlegt ist.

Niemand kann bezweifeln, dass es Leben auf der Erde gibt. Wie es entstanden ist, welche Schöpfungskräfte seine Entwicklung bewirkt und gefördert haben, bleibt rätselhaft.

Der Hirnwurm

Manche Lebensformen haben sich in so außerordentlicher Weise auf ihre Umwelt eingestellt, dass eine Anpassung in kleinen Schritten, wie sie die Evolutionstheorie fordert, so gut wie ausgeschlossen scheint. Ein extremes Beispiel liefert der sog. „Hirnwurm“:
„Der Lanzett-Egel (Diocrocoelium dentriticum) ist ein Saugwurm, der in den Gallengängen der Leber von Schafen und Rindern parasitiert. Die vom erwachsenen Wurm produzierten Eier geraten mit dem Kot des Wirtstieres nach außen. Dort werden sie von kleinen Landschnecken (Zebrina, Helicella) aufgenommen, die am Kot fressen. Die Schnecke dient als erster Zwischenwirt; in ihr entwickeln sich aus den Egel-Eiern Miracidien-Larven. Nun haben solche Parasiten auf dem Weg von einem Wirt zum nächsten immer große Verluste, besonders wenn ihre Eier mit dem Kot des Wirtstieres abgegeben werden; denn am arteigenen Kot fressen Tiere normalerweise nicht. Viel eher kommt der Parasit zunächst in einen sogenannten Überträger- oder Zwischenwirt, hier also Schnecken. Von da ist es aber immer noch ein weiter Weg bis in ein neues Rind oder Schaf.
Deshalb schiebt der Parasit im Larvenstadium einige Vermehrungsschritte ein, er erhöht seine Individuenzahl: Die Larve entwickelt sich zur sogenannten Sporozyste, in ihr entstehen Tochter-Sporozysten, und in jeder von diesen zahlreiche Zerkarien – das sind immer noch Larvenstadien des Lanzettegels. Diese Zerkarien scheiden eine schleimige Hülle ab, in der sie – zu mehreren Hunderten nebeneinander verpackt – die Schnecke durch deren Atemhöhle verlassen.
Nun liegen sie im Gras und werden leicht von Ameisen gefunden, die den Schleim und mit ihm die Zerkarien fressen, etwa 50 Stück pro Mahlzeit. In der Ameise werden die Zerkarien aber nicht verdaut, sondern beißen sich durch die Wand des Magens, und wandern ins Körperinnere der Ameise. Die Körperwand der Ameisen besteht auch Chitin, und Chitin heilt nicht. Damit die Ameise weiterleben kann, verschließt jede Zerkarie ihr Loch mit einem dunkelbraunen Chitinkleber – der einzige bisher bekannte Parasit, der seinen Wirt flickt. Die so reparierte Ameise kann über ein Jahr weiterleben. Für W. Hohorst und G. Graefe, die den Lebenszyklus dieses Parasiten so eingehend untersucht haben, waren die dunklen Punkte im hellen Chitin ein bequemes Hilfsmittel, um abzuzählen, von wie vielen Zerkarien eine Ameise befallen war. Die Zerkarien wachsen in der Ameise – ihrem zweiten Zwischenwirt – bis zu einem Zystenstadium heran und warten dann, bis sie wieder in ein Rind oder Schaf kommen.
So sehr man auch suchte, man fand im Körper jeder befallenen Ameise eine Zyste weniger als die Magenwand Punkte aufwies. Endlich fand man sie aber doch, und zwar an einer ganz unerwarteten Stelle im Unterschlundganglion (also dem Hirn) der Ameise. Dieser Hirnwurm, wie man ihn nannte, hat nun zwei Besonderheiten: Erstens verändert er von dieser Stelle aus das Verhalten der Ameise. Sie geht abends, wenn es kühl wird, nicht heim ins Nest, sondern erklettert einen Grashalm und beißt sich an dessen Spitze fest. Die am Grashalm schlafende Ameise kann nun am nächsten Morgen – noch ehe sie aufgewärmt ist – von grasendem Vieh verschluckt werden – und damit sind die Parasiten wieder bei ihrem Endwirt angekommen, wo sie sich zu fertigen Lanzett-Egeln entwickeln. Aber – und das ist die zweite Besonderheit – der Hirnwurm selbst stirbt. Er kann keinen Wirt mehr infizieren. Er opfert sich für die anderen Zerkarien…“ (12, S. 140).
Kann sich jemand vorstellen, dass eine derart komplizierte und in jeder Beziehung höchst merkwürdige, geschlossene Kette von Verhaltensweisen durch zufällige Veränderungen in den Erbeigenschaften zustande gekommen sei?

Evolution – wozu und wohin ?

Es ist unübersehbar, dass eine der bestetablierten Theorien – die Evolutionstheorie nach Darwin – Schwächen hat und einer Erweiterung oder Ergänzung bedarf. Dabei ist zu unterscheiden zwischen der Evolution und der Evolutionstheorie.

Die Evolution, die Entwicklung des Lebens vom Einfachen zum Komplizierten, ist durch unzählige Fossilienfunde so gut belegt, dass es wenig sinnvoll scheint, nach anderen Modellen zu suchen; z.B. eine Naturgeschichte aufgrund der Bibel zu konstruieren.

Doch die etablierte Evolutionstheorie, die den Aufstieg des Lebens allein durch das zufallsgesteuerte Zusammenwirken von Variation und Selektion erklären will, hat unübersehbare Schwächen. Sie ist in weiten Teilen ein Mythos, keine wissenschaftliche Theorie, und sie muss im 21. Jahrhundert erheblich verbessert oder fallen gelassen werden.

Die Selektionstheorie nach Darwin war die einflussreichste wissenschaftliche Theorie des 19. Jahrhunderts. Sie wirkte weit über das Feld der Biologie hinaus. Der viel zitierte „Kampf ums Dasein“ (keine glückliche Übersetzung von Darwins „struggle for life“) wurde auf alle möglichen Gebiete übertragen.

Sogar einflussreiche politische und ökonomische Richtungen verstiegen sich dazu, aus dem „Kampf in der Natur“ **) die Notwendigkeit eines rücksichtslosen, ja unmenschlichen Wettbewerbs abzuleiten. Dabei wurde der Kampf in der Natur, der in einer naturbelassenen Umwelt für die unerlässliche Bewegung sorgt, zu weitgehend interpretiert, bis man sich zuletzt nicht mehr an der naturgegebenen Bewegungsnotwendigkeit orientierte, sondern meinte, sich die in der Natur anzutreffenden Erscheinungsformen, ja sogar deren scheinbare Grausamkeiten zum Vorbild nehmen zu sollen.

Von Menschlichkeit, von Rücksichtnahme, von Zusammenarbeit und freiwilligem Ausgleich zwischen Geben und Nehmen, von christlicher Nächstenliebe wird weit seltener gesprochen und noch seltener entsprechend gehandelt.

Nur wenigen der Vertreter solcher Denkmodelle ist klar geworden, dass der darwinistische Ansatz nur funktionieren kann, wenn Lebewesen unter sich verschieden sind. Denn ohne Variationen kann es keine Auslese geben. Das gilt auch für den Menschen. So liegt – recht verstanden – im dem Werk des berühmten Engländers auch ein Aufruf zu Mitmenschlichkeit und Toleranz, der allerdings nicht so gut zum verbreiteten Erfolgsstreben passt, wie der „struggle for life“.

Schließlich sind die neo-darwinistischen Evolutions-Hypothesen auch Ausdruck einer Gesinnung, die es ablehnt Höheres – gar einen Schöpfer – auch nur in Erwägung zu ziehen. Diese Grundeinstellung strahlt selbstverständlich auf alle Bereiche des Lebens aus; die verbreitete Wertschätzung der Evolutionstheorie ist nur eines von vielen Symptomen hierfür.

Aber das rein materialistische Denken und Streben hat schon unsägliches Leid, unfassbares Unheil gebracht. Es wird Zeit, dass wir diesen falschen Ansatz durchschauen und uns von ihm lösen.

Fortsetzung Teil V.

Endnoten:
*) Impakt = der Einschlag eines Planetoiden oder Kometen auf der Erde, der ungeheure Verwüstungen anrichten kann.
**) „Der Kampf in der Natur“ ist der Titel eines Vortrages der Gralsbotschaft im Lichte der Wahrheit von Abd-ru-shin, der diesen Begriff richtig stellt.
***) DNS = Desoxiribonukleinsäure, die Stränge oder Ketten auf denen die Erbinformationen kodiert sind.

Literatur:
(1) Blacker, Carmen/Loewe, Michael „Weltformeln der Frühzeit“, Eugen Diederichs, Düsseldorf 1977.
(2) Eichelbeck, Reinhard „Das Darwin-Komplott“, Bertelsmann, Gütersloh, 1999
(3) Friedell, Egon „Kulturgeschic.hte der Neuzeit“, C.H Beck, München 1931.
(4) Grün, Johannes „Die Schöpfung, ein göttlicher Plan“, Verax, CH-7537 Müstair, 2000.
(5) Hagl, Siegfried „Die Kluft zwischen Wissenschaft und Wahrheit“, Verlag der Stiftung ralsbotschaft, Stuttgart, 1986.
(6) Hagl, Siegfried „Wenn es kein Wunder war“, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart, 2000.
(7) Junker, Reinhard/Scherer, Siegfried „Evolution. Ein kritisches Lehrbuch.“, Weyel, Gießen 1998.
(8) Lay, Rupert „Die Ketzer“, Langen Müller, München o.J.
(9) Maddox, John „Was zu entdecken bleibt“, Suhrkamp, Frankfurt a.M., 2000.
(10) Nachtigall, Werner, „Das große Buch der Bionik“, DVA, Stuttgart 2000.
(11) Vollmert, Bruno „Die Lebewesen und ihre Makromoloküle“, E. Vollmert Verlag, Karlsruhe 1983.
(12) Wickler, Wolfgang/Seibt, Uta „Das Prinzip Eigennutz“, DTV, München 1981.