Vor 50 Jahren, am 4. Oktober 1957 schickte die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten, genannt Sputnik (russ. = Weggefährte), in eine Umlaufbahn um die Erde und markierte so den Beginn der Raumfahrt.
Veröffentlicht 2007
Der 83 kg schwere, kugelförmige Erdtrabant umkreiste die Erde in 96 Minuten. Er sandte piepsende Funksignale aus, die weltweit empfangen werden konnten.
Bereits nach 75 Tagen verglühte Sputnik 1 in der Erdatmosphäre. Sein wissenschaftlicher Wert war gering, doch sein weltweiter Propagandaerfolg gewaltig. In vielen Ländern, die mit dem Kommunismus liebäugelten, waren die Menschen begeistert.
Die USA mussten sich durch transkontinentale Raketen bedroht fühlen, die Kernwaffen tragen konnten.
Die Vorgeschichte
Während des Zweiten Weltkrieges wurde in den USA und Russland die Entwicklung von Großraketen vernachlässigt. In Deutschland hatte man sich intensiv damit beschäftigt und einen technischen Vorsprung erarbeitet.
Nach dem Krieg wurden die leitenden deutschen Raketenwissenschaftler in den USA interniert, aber die Raketenentwicklung dort zunächst nicht sehr intensiv betrieben. Die Russen mussten sich mit der zweiten Garnitur der deutschen Raketentechniker begnügen, die aber auch über wertvolles Wissen verfügten.
Im Juli 1955 kündigte der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower die Entwicklung eines künstlichen Erdsatelliten an. Wenige Tage später gab die Sowjetunion die Arbeit an einem entsprechenden Projekt bekannt. Mitten im Kalten Krieg war der Wettlauf ins All eröffnet. Im Westen zweifelte niemand an der technischen Überlegenheit der Amerikaner.
Die reichen USA leisteten sich Mehrfach-Entwicklungen: Die Luftwaffe arbeitete an einer Interkontinental-Rakete, die Marine baute eine dreistufige Trägerrakete, und die Army entwickelte mehrstufige Interkontinental-Raketen unter der Leitung von Wernher von Braun (1912-1977).
Ein Wettlauf ins All
Nach dem Start von Sputnik 1 bot Wernher von Braun an, innerhalb von 60 Tagen einen US-Satelliten auf eine Umlaufbahn zu schicken.
Doch das amerikanische Selbstbewusstsein konnte für solch ein Prestige-Projekt keine von einem Deutschen entwickelte Rakete zulassen. So kam die Navy zum Zug mit ihrer „Vanguard“.
Am 6. Dezember 1957 wurde der erste Satellitenstart der USA life im Fernsehen übertragen. Er war ein Fiasko. Die Rakete hatte kaum abgehoben, als sie nach wenigen Metern auf die Startrampe zurückfiel und explodierte.
Nikita Chruschtschow, Erster Sekretär der KPdSU, konnte sich über die amerikanischen „Pampelmusen“ (der Satellit wog nur 1,6 kg) lustig machen, die gleich wieder vom Himmel fielen. Wortspiele vom „Kaputnik“ und „Flopnik“ machten die Runde. Das Selbstbewusstsein der Amerikaner war angeschlagen, und vor allem die Dritte Welt ließ sich von den russischen Erfolgen blenden.
Dann kam Brauns Team endlich zum Zug. Am 1. 2. 1958 – nach 56 Tagen wie versprochen – wurde der erste US-Satellit „Explorer 1“ mit einer „Jupiter-C“-Rakete auf eine Erdumlaufbahn geschossen.
Die westliche Welt ist schockiert
Der Start des ersten künstlichen Erdsatelliten stellte die in den USA und Westeuropa als selbstverständlich angenommene technologische Überlegenheit des Westens in Frage. In der fortschrittlichsten Technik, der Raumfahrt, lagen die Russen vorn!
In westlichen Ländern begann eine fast alle Gebiete tangierende gesellschaftliche Diskussion. Als Ursache für den anscheinenden technischen Rückstand gegenüber der Sowjetunion wurden z. B. die traditionellen westlichen Herrschaftssysteme, die Zustände in den Schulen, und vieles mehr diskutiert, was ein Jahrzehnt später auch in der „68er-Revolution“ angeprangert wurde.
Die Reaktion der US-Regierung auf den Sputnik-Schock waren verschiedene Förderprogramme für die technisch-wissenschaftliche Entwicklung und insbesondere die Gründung der NASA. Diese konnte Ende der 60er Jahre den Vorsprung der Russen nicht nur einholen, sondern den Wettlauf um die erste Landung auf dem Mond gewinnen.