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Welträtsel und Naturwunder Teil V.

Veröffentlicht in GralsWelt Themenheft 11/2003)

Das wundersame Gleichgewicht

Alles ist mit allem verbunden
Mit dem Siegeszug der Mechanik im 17. Jahrhundert wurde auch eine Methode populär, die komplizierte Systeme dadurch dem Verständnis zugänglich macht, dass diese Systeme in einfachere Komponenten zerlegt werden. In der Technik hat sich diese Methode vielfach bewährt. So muss z.B. bei der Entwicklung eines Automobils ein Reifenkonstrukteur nicht über fundierte Kenntnisse des Zündverhaltens von Dieselmotoren verfügen, oder über die Autoelektrik genau Bescheid wissen. Wenn alle Komponenten für sich funktionieren, sollte nach deren Zusammenfügen auch das ganze System zufriedenstellend arbeiten.

Diese Untersuchungsmethode drang auch in die Biologie ein. Lebewesen wurden isoliert untersucht, katalogisiert, systematisiert, seziert. Die Biologen des 18. Jahrhunderts galten dementsprechend als Anatome, Pflanzen-, Käfer- und Schmetterlingssammler, die von Physikern manchmal nicht als Wissenschaftler anerkannt wurden.

Darwin war ein guter Naturbeobachter, der die gegenseitigen Abhängigkeiten der Lebewesen erkannte, die wir heute als „ökologische Gleichgewichte“ studieren:
„Nur die Hummeln besuchen den Rotklee, denn die anderen Immenarten können den Nektar nicht erreichen. Man hat vermutet, dass auch Schmetterlinge den Klee befruchten können, aber ich bezweifle, dass das bei Rotklee geschehen kann…
Wir können deshalb als wahrscheinlich annehmen, dass, wenn in England die ganze Gattung der Hummeln selten würde oder gänzlich verschwände, das gleiche beim Rotklee einträte. Die Zahl der Hummeln eines Bezirks hängt nun größtenteils von der Zahl der Feldmäuse ab, die ihre Waben und Nester zerstören. Oberst Newman…glaubte, dass ‚in ganz England mehr als zwei Drittel der Hummelnester von Mäusen zerstört werden‘. Die Anzahl der Mäuse hängt bekanntlich wiederum von der Zahl der Katzen ab. ‚In der Nähe von Dörfern und Landstädtchen‘, sagt Newman, ‚fand ich die meisten Hummelnester, was ich den Katzen zuschreibe, die Mäuse vernichten. Es ist daher durchaus glaublich, dass die Anwesenheit zahlreicher Katzen durch Vermittlung der Mäuse und dann der Hummeln auf die Anzahl der Rotkleepflanzen bestimmend einwirken kann.'“ (7, S. 136).

Die Naturforschung wollte vor allem den Menschen nützen. Noch in den Naturkundebüchern, die ich in meiner Kindheit las, wurden z.B. Insekten in „Nützlinge“ und „Schädlinge“ eingeteilt; dem Ansatz des 18. Jahrhunderts entsprechend, dass der Mensch die Natur überwinden, sie seinen Bedürfnissen anpassen solle. Was ihn dabei unterstützte war nützlich, was ihm im Wege stand galt als schädlich.

Im 19. Jahrhundert wurde dann vielen Naturforschern bewusst, dass die belebte Natur mehr ist als eine Summe von Pflanzen und Tieren. Naturkreisläufe, Wechselwirkungen zwischen den Lebewesen und die Umweltbedingungen wurden als entscheidend für die Lebensmöglichkeiten erkannt. Im Jahre 1866 führte Ernst Haeckel den Namen „Ökologie“ ein für

„die gesamte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt“.

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dann die Bedeutung der vielen dynamischen Gleichgewichte im Wechselspiel der Lebewesen mit Rohstoffen und Naturkräften allgemein bekannt.

Vom Einfachen zum Komplizierten – eine physikalische Unmöglichkeit?
Die Entwicklung des Lebens, von sehr einfachen Anfängen zu immer komplizierteren Strukturen darf man als gegeben ansehen, auch wenn bislang noch keine Theorie erklären kann, auf welche Weise die vielen verschiedenen Lebensformen entstanden sind und sich entwickelt haben.

Diese Entwicklung vom ersten, primitivem, einzelligen Lebewesen zu immer mehr, immer differenzierten Ausprägungen des Lebendigen, ist eines der Wunder der Natur, das physikalischen Gesetzen zu widersprechen scheint.

Im 19. Jahrhundert lieferte die Thermodynamik, eine anscheinend recht abstrakte Wissenschaft, einen neuen Ansatz, dessen philosophische Bedeutung auch heute noch nicht ausdiskutiert ist:

Das Entropie-Prinzip.
Die Entropie ergibt sich aus dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik mit einer auf den ersten Blick trivialen Aussage:

„Wärme kann von einem Körper höherer Temperatur auf einen Körper niedrigerer Temperatur übergehen, aber nicht umgekehrt.“

Durch diesen Zweiten Hauptsatz erhalten wir eine Rangordnung der Energien. Man muss ihm ja entnehmen, dass eine Wärmemenge bei hoher Temperatur größeren Wert hat als die selbe Wärmemenge bei niedriger Temperatur. Ebenso bekommen verschiedene Energiearten unterschiedliche Wertigkeit, da man die „höhere “ Energie (zumindest theoretisch) verlustfrei in eine niedrigere umwandeln kann, aber nie umgekehrt.

In erweiterter Form sagt dieser Satz, dass alle physikalischen und chemischen Prozesse von selbst stets so ablaufen, dass hochwertige Energie zu minderwertigerer wird, dass dabei also die Unordnung größer wird.

Diese allgemeine Betrachtung gilt nicht nur für die Energie, sondern auch für alle anderen Abläufe. Ob Alkohol verdunstet, ein Stück Holz zu Rauch und Asche verbrennt, oder zwei Stoffe sich mischen: die Endprodukte sind stets weniger geordnet als die Ausgangsstoffe. Das primitiver Strukturierte ist das Wahrscheinlichere.

Um ein Maß für diese bei jeder Energieumsetzung auftretenden Verluste zu finden, für diese Unordnung, die nach physikalischer Auffassung mit jedem Vorgang wachsen muss, wurde der Begriff der Entropie eingeführt. Es handelt sich um eine nur mathematisch zu fassende Zustandsgröße, die man nicht direkt messen kann.

Eine humoristische Erklärung wird Heisenberg zugeschrieben, der gesagt haben soll, dass man das Wesen der Entropie daran erkennen könne, dass auf seinem Schreibtisch immer „von selbst“ Unordnung entstünde.

In der Natur gibt es nun interessante Unterschiede. Bei „toter Materie“ kann man überall beobachten, wie die Entropie zunimmt: Gesteine verwittern, Berge werden von Wasser und Wind abgetragen, organisches Material zerfällt. Aus Energiereicherem, höher Strukturiertem wird Einfacheres, weniger Komplexes, Ungeordneteres.

Das Leben hingegen wirkt „anentropisch“. Jedes, auch das kleinste und unscheinbarste Lebewesen ist eine hochkomplizierte chemische Fabrik, in der aus wenigen, einfachen Vorprodukten organische Makromoleküle entstehen, von einer Kompliziertheit, die man erst seit wenigen Jahrzehnten nachvollziehen kann.

So betrachtet ist jedes Lebewesen, thermodynamisch gesehen, höchst unwahrscheinlich. Es besteht aus zahlreichen Strukturen, die es, statistisch betrachtet, gar nicht geben dürfte. Diese physikalische Unwahrscheinlich der Existenz des Lebendigen wirkt sich zwar dahin gehend aus, dass jedes einzelne Lebewesen unstabil ist, es wird von komplizierten dynamischen Gleichgewichten aufrechterhalten, und seine Zeit ist begrenzt. Doch das Leben als solches entwickelt sich weiter und weiter, vergrößert die Artenvielfalt und bringt immer höher strukturierte Lebensformen hervor. Nie haben mehr verschiedene Arten auf unserem Planeten gelebt, als im 18. oder 19. Jahrhundert, also bevor das Artensterben durch menschliche Eingriffe begann.

Dieses anentropische Wirken des Lebens widerlegt nicht den Entropiesatz. Denn die Erde ist eingebunden in den Energiefluss Sonne – Erde – Weltraum. Die Sonne liefert die unentbehrliche Energie für alles Leben, und die Erde die notwendigen Stoffe. Die Entropie des Gesamtsystems steigt, auch wenn sie entgegen aller Wahrscheinlichkeit bei den Lebewesen abnimmt.
Und doch, ist diese im höchsten Grade unwahrscheinliche Entwicklung des Lebens, entgegen den physikalischen Gesetzen der unbelebten Materie, nicht ein Wunder?

Grabwespen
Jeder hat schon von den Grabwespen gehört, sie vielleicht sogar an einem sonnigen Sommertag bei ihrem erstaunlichen Werk beobachtet. Zu ihrer Familie der Stechimmen oder Speghidae gehören etwa 5000 Arten von Wespen sehr unterschiedlicher Größe, deren Lebensweise sich darin gleicht, dass die Weibchen Insekten oder Spinnen durch einen Stich lähmen, um sie dann als Futtervorrat für Wespenlarven in vorbereitete Hohlräume einzutragen und mit einem Ei zu belegen. Das kleine Insekt führt eine Kette folgerichtiger Handlungen durch, die lückenlos zusammenpassen müssen, um die Nachkommenschaft zu sichern.
Kann man sich vorstellen, dass ein Insekt durch einen Zufall darauf gekommen ist, eine Raupe durch einen gezielten Stich an den richtigen Punkt zu lähmen, aber nicht zu töten? Die Raupe muss ja frisch bleiben, sonst ist sie für die aus dem an der Raupe befestigten Ei schlüpfende Larve unbrauchbar. Was veranlasst die Wespe so weit „vorausschauend“ zu handeln? Handelt sie planmäßig, etwa im Sinne der „Massage-Theorie“?
Noch zu Darwins Zeiten widersprach der bekannte Insektenforscher Jean Henri Fabre (1823-1915) aufgrund seiner Beobachtungen von Grabwespen den Evolutions-Hypothesen:
„Man beachte: das Insekt ist nicht von Anfang an der Chirurg von heute gewesen. Erst durch Versuche, Lehrzeiten, über verschiedene Stufen der Geschicklichkeit hinweg ist es so weit gekommen. Die Selektion hat dabei ‚gesiebt‘, die weniger Tüchtigen fallen gelassen, die Begabteren zurückbehalten und bei einer Ansammlung individueller Fähigkeiten zu den bereits vererbten hat sich nach und nach der Instinkt, so wie wir ihn kennen, entwickelt.
Das Argument ist falsch: ein gradweise entwickelter Instinkt ist eine greifbare Unmöglichkeit. Die Kunst, eine Larve zu versorgen, erfordert Meister, sie verträgt sich nicht mit Lehrlingen. Der Hautflügler muss von Anfang an Hervorragendes leisten oder darf sich gar nicht damit befassen. Zwei Bedingungen müssen unter allen Umständen erfüllt sein: die Möglichkeit, dass das Insekt sein Wild, das es an Größe und Stärke überragt, zum Nest zieht und dort einlagert, und die Möglichkeit, dass der eben entschlüpfte Wurm mit aller Ruhe in der engen Zelle ein lebendes und verhältnismäßig riesiges Beutetier verzehren kann. Diese Bedingungen lassen sich allein durch die Aufhebung der Bewegung im Opfer erfüllen und diese erfordert, wenn sie total sein soll, den mehrfachen Dolchstoß, einen in jedes motorische Zentrum. Wenn Lähmung und Erstarrung nicht in ausreichendem Maße erreicht sind, wird der graue Wurm sich den Bemühungen des Jägers widersetzen, auf dem Wege einen verzweifelten Kampf führen und nicht zum Bestimmungsort gelangen. Wenn keine völlige Unbeweglichkeit erreicht ist, wird das dem Wurm anhaftende Ei unter den Zuckungen des Riesen zugrunde gehen. Hier gibt es keinen Mittelweg, keinen Teilerfolg. Die Raupe wird entweder nach allen Regeln der Kunst behandelt und die Hautflüglerart lebt weiter fort, oder das Opfer ist nur teilweise gelähmt und die Nachkommenschaft des Hautflüglers kommt mit dem Ei um.
Nachdem wir aus der unwiderleglichen Logik der Dinge gelernt haben, müssen wir zugeben, dass die erste behaarte Sandwespe, die sich zur Ernährung ihrer Larve eine graue Raupe fing, den Patienten nach der heute üblichen Methode behandelte. Sie packte das Tier an der Nackenhaut, stach in jeden Nervenknoten, und wenn das Ungeheuer Miene machte, dann noch Widerstand zu leisten, presste sie durch Kauen sein Gehirn zusammen. So musste es sich abspielen, denn, wir wiederholen es: ein unerfahrener Mörder, der sich erst nach und nach an seiner Arbeit versucht hätte, hätte keine Nachfolger hinterlassen, da die Entwicklung des Eies unmöglich geworden wäre. Ohne seine vollkommen ausgebildeten chirurgischen Kenntnisse wäre der Raupenschlächter bereits in der ersten Generation ausgestorben.“ (1, S. 121 f.).

Die Kreise des Lebendigen
Mit der Entwicklung des Lebens veränderte sich auch die Umwelt; denn die Lebewesen passten sich nicht nur an ihre Umwelt an, sondern sie veränderten diese auch, und zwar in lebensfördernder Richtung.

Das Leben wusste nicht nur, sich Naturkreisläufen wie dem Kreislauf des Wassers, sowie den Tages- und Jahreszeiten anzupassen, sondern es entwickelte auch seine eigenen Kreisläufe wie den Sauerstoff-Kohlendioxid-Kreislauf, die Nährstoffkreisläufe in Ökosystemen usw. Denn in der Natur gibt es keinen Müll. Der Abfall des einen ist Lebensgrundlage für den anderen und evtl. auftretende Verschmutzungen, Zerstörungen oder Ungleichgewichte werden „von selbst“ bereinigt.

Einst war die Erde ein toter Planet aus Fels und Wasser mit einer für heutige Lebewesen giftigen Atmosphäre. Die wenigen Zentimeter Humus an der Erdoberfläche, von denen alles Landleben abhängt, eine atembare Atmosphäre, die Pflanzendecke die vor Erosion schützt, sind in Jahrmillionen geschaffene Leistungen des Belebten. Denn das Leben von gestern arbeitete an den Grundlagen für das Leben von heute. Das Leben selbst sorgt dafür, dass Leben weitergehen und sich weiterentwickeln kann. Ein Wunder der Natur?

Gaia – die Erde, ein Lebewesen?
Die vielen Naturwunder haben weitblickende Forscher nachdenklich gemacht und sie fragen lassen, ob die üblichen mechanistischen Ansätze ausreichen können, das wundersame Zusammenspiel der vielen Kräfte zu verstehen, welche die Entstehung, den Aufstieg und den Fortbestand des Lebens auf unserem Planeten möglich machen.

Die Biosphäre, in der allein Leben möglich ist, ist vergleichsweise so dünn wie Tau auf einem Apfel. Schon in 15 Kilometern Höhe ist es längst zu kalt und die Luft zu dünn zum Überleben, und nach einigen Kilometern unter der Erdoberfläche mit ihrer erkalteten Kruste des festen Landes, wird es bereits wieder zu heiß. Diese dünne Biosphäre birgt die Lebenserhaltungssysteme des Planeten und bietet seit Jahrmillionen relativ stabile Bedingungen, z.B. nur geringe Temperaturschwankungen, die Voraussetzungen sind für die Entwicklung des Lebens.

So hat nach heutigem Wissen die Leuchtkraft der Sonne seit Beginn des Lebens vor 3,6 Milliarden Jahren um 25 % zugenommen. Dennoch blieb die Temperatur auf der Erdoberfläche während dieser Äonen auf einem für das Leben behaglichem Niveau.

Auch die Erdatmosphäre besteht aus einem thermodynamisch unwahrscheinlichen und chemisch unstabilen Gasgemisch, das doch über lange Zeiträume konstant bleibt.

Dem Anschein nach reagiert die Biosphäre flexibel auf Einflüsse von außen, z.B. Änderungen der Sonneneinstrahlung. Selbst lebensgefährdende Großkatastrophen wie Impakte *) und gigantische Vulkanausbrüche hat das Leben dank der Selbstheilungskräfte der Biosphäre überstanden.

Solche Beobachtungen veranlassten den englischen Chemiker J. E. Lovelock zu der „Gaia- Hypothese“, die den ganzen Globus wie ein Lebewesen betrachtet, das auf Störungen flexibel reagiert und in bewundernswerter Weise die dem Leben dienlichen Gleichgewichte aufrecht erhält.
Dieser Gedanke steht dem alten Bild von der „Mutter Erde“ nahe; nicht zufällig wurde der Name der griechischen Erdgöttin „Gaia“ gewählt.

Mit wissenschaftlichen Mitteln wird sich die Gaia-Hypothese kaum beweisen lassen. Aber sie zeigt, dass aufgeschlossene Wissenschaftler bereit sind, das rein mechanistische Denken zu verlassen und höhere Einflüsse nicht von vornherein auszuschließen. Immerhin hat die Gaia-Hypothese interessante Denkanstöße gebracht und sogar einige Voraussagen gewagt – die Nagelproben jeder Theorie – die schon bestätigt wurden.

Signale aus dem Transzendenten?
Naturwissenschaftler sind in der Regel aufmerksame Naturbeobachter. Viele von ihnen werden ergriffen von den Wundern der Natur, und sie stehen staunend vor natürlichen Abläufen, die traditionelle Darwinisten in Erklärungsnot bringen. In dem Beitrag „Der Aufstieg des Lebens“ haben wir am Beispiel des sog. Hirnwurms ein besonders merkwürdiges Parasitendasein beschrieben, das in die landläufigen Erklärungsmuster nicht passt. Ein weiteres Beispiel zu diesem Thema wären die Grabwespen (siehe Kasten).

Hier setzen unkonventionelle Gedanken moderner Biologen ein, die als „Massage-Theorie“ (6, S. 297) diskutiert werden. Diese Theorie sieht einerseits die grundsätzliche Verwandtschaft aller Lebewesen, die einen gemeinsamen Ursprung vermuten lässt. Gleichzeitig gibt es aber so große Unterschiede zwischen den Arten, dass die bekannte evolutionistische Erklärung für die Artenbildung nicht befriedigt. Selbst der angeblich universelle Genetische Kode hat bei zahlreichen Organismen unterschiedliche Abweichungen, die nach evolutionstheoretischer Deutung mehrfach unabhängig von einander entstanden sein müssten (6, S. 162).

So drängt sich die unbeweisbare Vermutung auf, dass dem Aufstieg des Lebens eine einheitliche Planung, also ein Schöpfungsplan zugrunde liegt. Beispielsweise dann, wenn sehr verschiedene Tierarten auf ganz unterschiedlichen Wegen die gleichen Strukturen entwickeln. Nikotin und Koffein kommen in verschiedensten, nicht näher verwandten Pflanzen vor; eine ausstülpbare, lange klebringe Zunge zum Erbeuten von Insekten haben Spechte, Erdferkel, Ameisenbären, sowie das Schuppentier; usw. (6, S. 159).

Darwin als Theist? Darwin, als ausgebildeter Priester der Anglikanischen Kirche, war kein Extrem-Darwinist, sondern als liebevoller Naturbeobachter von den Wundern der Natur ergriffen:
„Eine andere Quelle für die Existenz Gottes, die mit der Vernunft und nicht mit Gefühlen zusammenhängt, macht den Eindruck auf mich, als habe sie mehr Gewicht. Das ergibt sich aus der äußersten Schwierigkeit oder vielmehr Unmöglichkeit, einzusehen, dass dieses ungeheure und wunderbare Weltall, das den Menschen umfasst mit seiner Fähigkeit, weit zurück in die Vergangenheit und weit in die Zukunft zu blicken, das Resultat blinden Zufalls oder der Notwendigkeit sei. Denke ich darüber nach, dann fühle ich mich gezwungen, mich nach einer ersten Ursache umzusehen, die im Besitz eines, dem des Menschen in gewissem Maße analogen Intellekts ist, und ich verdiene, Theist genannt zu werden.“ (5, S. 150)

Damit wären wir wieder bei der von den meisten Wissenschaftlern verpönten Annahme einer teleologischen (zielgerichteten) oder zweckbestimmten, also nicht rein zufälligen Entwicklung.

Ein zweiter Grundgedanke der Massage-Theorie besteht in der Annahme, dass Lebewesen spezifische „Desing-Signale“ zeigen, also Eigenschaften, die durch Evolutionsprozesse nicht erklärt werden können und einen Planer nahelegen. Als Design-Signale kann man Strukturen ansehen
* deren Entstehung durch die bekannten Mechanismen nicht zu erklären ist
* deren Konstruktionsmerkmale ausgefallener sind, als die Funktion der Struktur erwarten lässt
* deren Schönheit nicht nur durch Funktionalität bedingt ist (6, S. 297).

Solche Design-Signale lassen sich intuitiv erkennen, sofern man solche Intuitionen nicht aufgrund anerzogener Vorurteile von vornherein abweist. Wer allerdings bereit ist, die Schönheiten der Natur auf sein Empfinden wirken zu lassen, der wird ihren Wundern begegnen. Natürliche Harmonie und Ästhetik lassen dann, heute wie vor Jahrtausenden, das über allem Irdischen stehende höhere Prinzip ahnen, ohne das es weder die Welt, noch das Leben, noch uns Menschen geben könnte. Wer die Natur so in sich erlebt, bedarf dann keiner „Gottesbeweise“ mehr um die Größe des Schöpfers und seines Werkes zu empfinden.

Fortsetzung Teil VI.

LITERATUR:
(1) Fabre, Jean Henri „Aus der Wunderwelt der Instinkte“, Westkulturverlag, Anton Hain, Meisenheim/Glahn, 1950.
(2) Hagl, Siegfried „Auf der Suche nach einem neuen Weltbild“, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart 2002.
(3) Hagl, Siegfried, „Die Kluft zwischen Wissenschaft und Wahrheit“, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft, Stuttgart, 1986.
(4) Hagl, Siegfried „Wenn es kein Wunder war…“, Verlag der Stiftung Gralsbotschaft Stuttgart, 2000.
(5) Hemleben, Johannes „Darwin“, Rowohlt, Reinbeck 1968.
(6) Junker, Reinhard/Scherer, Siegfried „Evolution. Ein kritisches Lehrbuch“, Weyel, Gießen 1998.
(7) Lay, Rupert „Die Ketzer“, Langen Müller, München o.J.
(8) Lovelock, James „Gaia: Die Erde ist ein Lebewesen“, Wilh. Heyne, München 1996.
(9) Myers, Norman „Gaia, der Öko-Atlas der Erde“, Fischer, Frankfurt 1985.