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Wissenschaft

Kommt am Freitag, den 13. April 2029 der „Weltuntergang“?

Veröffentlicht in GralsWelt 47/2008

Früher als viele andere Zeitschriften, und damals noch zum Befremden mancher Leser, haben wir in der GralsWelt schon 1998 („Der Tod aus dem All“ unter „Wissenschaft“) davon berichtet, dass unsere Erde einem möglichen Beschuss aus dem All ausgesetzt sei.

Klein- und Kleinstplaneten (Planetoiden) und Kometen könnten die Erde treffen und Verwüstungen unvorstellbaren Ausmaßes anrichten. In der Vergangenheit hat es derartige Kollisionen gegeben[i]. In wie weit diese für das Aussterben ganzer Arten (Untergang der Saurier), Massensterben von Menschen und Tieren, dem Untergang von Zivilisationen (vgl. „Die Atlanris-Saga“ Teil I-IV unter „Esoterik“) verantwortlich waren, oder geschichtliche Abläufe beeinflussten (vgl. „Gewalt vom Himmel“, unter „Wissenschaft“) bleibt umstritten.

Impakte

Seit einigen Jahren ist allerdings unstrittig, dass Impakte, also Zusammenstöße der Erde mit anderen – hoffentlich nicht zu großen – Himmelskörpern auch in Zukunft möglich wären, die unabsehbare Zerstörungen bis zur Vernichtung alles irdischen Lebens bringen könnten. Auch Hollywood hat dieses Szenario schon für sich entdeckt. Zum Glück ist die Wahrscheinlichkeit solcher Impakte gering; jedoch groß genug, um sie in Betracht zu ziehen und über Abwehrmaßnahmen nachzudenken.

Dazu will man als erstes, alle „Erdbahnkreuzer“ ausfindig machen, die Umlaufzeiten in der Größenordnung von Jahren haben. Die Bahnen dieser NEOs (Near Earth Objects) kreuzen bei ihrem Umlauf die Erdbahn, und sie könnten theoretisch die Erde treffen. Es handelt sich um relativ kleine astronomische Objekte, die sich nur mit einer ausgeklügelten, hochentwickelten Technik aufspüren lassen, die erst seit kurzem zur Verfügung steht. Nach Bild der Wissenschaft 2/2004 gibt es etwa 1.100 Erdbahnkreuzer mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer; groß genug, um bei einer Kollision auf Planet Erde zivilisationsgefährdende Verwüstungen anzurichten. Langperiodische Kometen kommen hinzu oder Planetoiden mit Umlaufzeiten von Jahrzehnten und Jahrhunderten, die im Extremfall erst Tage oder Wochen vor einem möglichen Impakt entdeckt werden könnten. Dann bliebe kaum noch Zeit für Abwehr und Katastrophenschutz.

Wenn die Planungen klappen, wird ein Spezialobservatorium (Pan-Starrs) auf Hawaii innerhalb von drei Jahren alle kurzperiodischen NEOs aufspüren, die der Erde gefährlich werden könnten.

Dann wird man über Abwehrmaßnahmen nachdenken müssen. Es könnte z. B. genügen, einem gefährlichen NEO in seinem Perihel (dem sonnennächsten Punkt seiner Bahn) einen „Puff“ zu versetzen, um dessen Bahn so zu verändern, dass keine Gefahr mehr besteht. Ein solcher Stoß wäre durch eine exakt gezündete Kernexplosion denkbar, die einen Teil des Planetoiden verdampfen lässt und durch den Rückstoß die Bahn des Restkörpers verändert. Das ist derzeit noch Science-Fiktion. Doch sind wir zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte in der Lage, solche Gefahren aus dem All zu erkennen und vielleicht auch etwas dagegen zu unternehmen.

Der Asteroid „99942 Apophis“[ii]

Am Freitag, den 13. April 2029 wird es spannend. Dann nähert sich der erst 2004 entdeckte „Apophis“, ein etwa 320 Meter großer Kleinstplanet mit einer Masse von 45 Millionen Tonnen, unserer Erde auf Kollisionskurs. Seine Bahn um die Sonne hat große Ähnlichkeit mit der Erdbahn, so dass es immer wieder zu Nahbegegnungen kommen kann.

Wenn die veröffentlichten Berechnungen exakt sind, wird er in ca. 36.000 Kilometer Entfernung an der Erde vorbeischrammen. 36.000 km – das scheint viel, ist aber sozusagen nur um Haaresbreite, nämlich weniger als der dreifache Erddurchmesser (12.500 km) und weniger als ein Zehntel der Mondentfernung (384.000 km)! Man darf von einem Beinahe-Zusammenstoß sprechen! Am 13. April 2029 wird Apophis als nicht sehr heller Stern im Sternbild Krebs an der Erde vorbeiziehen. Damit ist er einer der ganz seltenen Planetoiden, die sich mit freiem Auge beobachten lassen[iii].

Rechnet man mit einer Bahngeschwindigkeit der Erde von knapp 30 km/Sekunde (108.000 km/h) und etwa der gleichen Bahngeschwindigkeit für Apophis, dann geht es um eine Zeitdifferenz von vielleicht nur 20 Minuten (oder wenigen Stunden) ob es zum Impakt kommt oder nicht!

Im Dezember 2004 rechneten Astronomen der Nasa mit einer Einschlag-Wahrscheinlichkeit von 1:37 (2,7%), und entsprechende Veröffentlichungen sorgten für einige Unruhe. Nach verschiedenen Korrekturen durch immer genauere Beobachtungen wird derzeit eine Kollision mit der Erde ausgeschlossen; wir dürften also 2029 davonkommen.

Allerdings wird sich durch den Beinahe-Zusammenstoß der Erde mit Apophis (der dabei auseinanderbrechen kann) dessen Bahn verändern, so dass man erst nach 2029 eine zuverlässige Prognose für die nächste Nahbegegnung im Jahr 2036 abgeben kann. Ein Impakt im Jahr 2036 gilt jedoch als unwahrscheinlich. Trotzdem bleibt es spannend!

Die bei einer möglichen Kollision der Erde mit Apophis frei werdende Energie wird auf 1480 Megatonnen TNT geschätzt (die Hiroshima-Bombe entsprach 0,015, die größte Nuklearexplosion, die russische „Zar-Bombe“, entsprach 50 Megatonnen TNT). Die Folgen eines solchen, glücklicherweise recht unwahrscheinlichen, Zusammenstoßes für die Erde hängen vom Einschlagsort, dem Einschlagswinkel und der Beschaffenheit des Planetoiden ab. Langfristige Gefahren für das Leben auf der Erde sind wahrscheinlich nicht zu befürchten, doch könnte ein Impakt in oder nahe einer Ballungszone Millionen Tote bedeuten und eine globale wirtschaftliche Katastrophe auslösen.

In der Vergangenheit hat es ähnliche Beinahe-Zusammenstöße schon gegeben. Beobachten konnte man sie in wenigen Einzelfällen erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Davor blieben sie unbemerkt und regten niemanden auf.

Wir dürfen davon ausgehen, dass auch 2029 und 2036 alles gut geht. Astronomie und Raumfahrt werden sich weiter entwickeln und können in nicht zu ferner Zukunft Impakte rechtzeitig erkennen und hoffentlich sogar abwehren.

Nachtrag 2021:

Ende September 2021 wurde eine Rakete gestartet, die einen (ungefährlichen) Asteroiden treffen soll. Anschließend soll ein weiteres Raumfahrzeug den Einschlagkrater vermessen und so feststellen ob sich derart die Bahn eines (die Erde gefährdenden) Asteroiden verändern lässt. So will man für den – hoffentlich nicht eintretenden – Ernstfall gerüstet sein.

Literatur:
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/(99942)_Apophis.
(2) http://www.j-lorber.de/jl/0/3ndzeit/x-astro.htm.
(3) http://neo.jpl.nasa.gov/news/news149.html.
(4) http://neo.jpl.nasa.gov.risk/a99942.html.
(5) Steel Duncan, Zielscheibe Erde, Franckh-Kosmos, 2001.
Endnoten:
[i] Auf der Erde wurden mehr als 130 Einschlagkrater mit Durchmessern bis über 200 km nachgewiesen.
[ii] Der ägyptische Gott Apophis, die Verkörperung von Auflösung, Finsternis und Chaos, ist der Widersacher des Sonnengottes Re. Apophis wird in der ägyptischen Mythologie als riesige Schlange dargestellt.
[iii] Die Helligkeit bei Annäherung an die Erde wird mit 3,3 mag angegeben. Das ist etwas weniger als die Helligkeit des Polarsternes.