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Buch- und Filmbesprechungen

2052

Der neue Bericht an den Club of Rome

 Von Jorgen Randers.
Oekom, München 2012, ISBN 978-3-86581-398-5, 430 Seiten.

(Veröffentlicht in Gralswelt 76/2013)

Im Jahr 1972, also vor 40 Jahren, erschien der erste Bericht an den Club of Rome unter dem Titel: „Die Grenzen des Wachstums“, der darauf aufmerksam machen wollte, das die Erde begrenzt und daher das von Ökonomen und Politikern angestrebte grenzenlose Wachstum unmöglich ist.

Nach Randers handelte es sich bei den „Grenzen des Wachstums“ um eine Szenarienanalyse, die folgende Fragen beantworten wollte:
„Was wird im Laufe der nächsten 130 Jahre geschehen, wenn die Menschheit sich entschließt, ganz bestimmte Strategien zu verfolgen?“ (S. 13).

Diese Analyse „Die Grenzen des Wachstums“ wurde von der Mehrheit der Kritiker als Prognose missverstanden und als unzutreffend abgetan. Diese Realitätsverweigerung ist noch nicht überwunden; denn Wirtschaft und Politik wollen noch immer nicht zur Kenntnis nehmen, dass das Ökosystem der Erde von uns Menschen weit überfordert wird und dauerhaft nicht liefern kann, was wir glauben zu benötigen.

Jorgen Randers, Professor für Klimatologie, war Mitverfasser von „Die Grenzen des Wachstums“ (1972), „Die neuen Granzen des Wachstums“ (1992) und „Die Grenzen des Wachstums – das 30-Jahre-Update. Signal zum Kurswechsel“ (2004). Nach 40jähriger Erfahrung mit Prognosen aufgrund systemdynamischer Computermodelle untersucht er nun in „2052“ die voraussichtliche Entwicklung der Welt in den kommenden 40 Jahren.
„Meine Prognose für die nächsten 40 Jahre ist also eine wohlbegründete Vermutung in Bezug auf das, was geschehen wird; es ist keine Szenarioanalyse und ganz sicher keine Beschreibung dessen, das geschehen sollte. Letzteres wurde einfach schon zu oft gemacht. Die Weltgesellschaft weiß sehr genau, was zu tun ist, um eine bessere Welt für unsere Kinder zu schaffen. Wir müssen die Armut beseitigen und uns der Herausforderung des Klimawandels stellen. Wir wissen, dass dies mit technischen Mitteln und zu vergleichsweise niedrigen Kosten erreicht werden kann. Leider kann ich mir aber nicht vorstellen, dass man es umsetzen wird. Die Menschheit wird, genau wie ich befürchtet habe, sich der Situation nicht gewachsen zeigen, jedenfalls nicht so schnell, dass unnötiger Schaden vermieden werden könnte. Dafür wird schon allein die komplexe und zeitraubende Entscheidungsfindung demokratischer Nationalstaaten sorgen“ (S. 25).

Aller Voraussicht nach werden wir also so weiterwursteln wie bisher, ohne die Kraft und den Mut zum großen Wurf. Notwendige Entscheidungen werden ausbleiben oder zu spät kommen. Wenn die Vorsorge versäumt wird, muss danach weit mehr für die nachträgliche Schadensbeseitigung aufgewendet werden.

Besonderen Charme erhält das gründlich recherchierte und sehr empfehlenswerte Buch durch weitere Expertenmeinungen. Randers hat drei Dutzend führender Persönlichkeiten aus verschiedenen Fachrichtungen und Kulturkreisen nach deren Einschätzung der nächsten Jahrzehnte befragt. So kann sein Werk ein ebenso interessantes wie buntes Bild der zu erwartenden Entwicklungen in den kommenden 40 Jahren liefern, wie es ein Einzelner alleine kaum erarbeiten könnte:

Was ist, global gesehen, demnach in den nächsten vier Jahrzehnten zu erwarten?
Ressourcenverknappung, Umweltschäden, Übervölkerung, Arbeitslosigkeit, soziale Spannungen usw. nehmen zu.
„Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird mit Sicherheit ansteigen, vor 2052 aber keinen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen“ (S. 41).
Die USA und die westlichen Industrieländer werden zurückfallen; China die dominierende Weltmacht werden.

„Die Reise ins Jahr 2052 wird keine leichte sein. Ungleichheit, Ungerechtigkeit, gesellschaftliche Spannungen, Revolten werden uns begleiten. Einige Staaten werden mit Getöse zusammenbrechen, andere sich schleichend auflösen. Aber im Jahr 2052 wird auch etwas anderes erkennbar sein, vielleicht nur vage, aber es wird da sein: eine neue urbane und virtuelle Zivilisation, erwachsen aus unserer menschlichen Natur, aus unserer Menschlichkeit. Begleitet von einer ganzheitlichen und nachhaltigen Ethik. Aber auch begleitet von steigenden Temperaturen und sterbenden Ökosystemen. Die Welt im Jahr 2052 wird kein idealer Ausgangspunkt für die Weiterreise in die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts sein“ (S. 271).

Die kritische Zeit für die Menschheit kommt voraussichtlich nach 2052. Die Erderwärmung dürfte bis dahin um 2,8 Grad angestiegen sein. Die Treibhausgase in der Atmosphäre bewegen sich damit auf ein Niveau zu, das unumkehrbare Schäden in großem Ausmaß auslösen kann (S. 38). Dieser schon lange befürchtete ökologische Kollaps müsste die Welt in einer Weise verändern, die sich niemand vorstellen kann.

Lesen Sie dazu auch „Wie sehr wir unsere Erde überlasten“ unter „Ökoöogie“.