Kategorien
Buch- und Filmbesprechungen

Religulous

Von Larry Charles (Regie) und Bill Maher (Drehbuch und Talkmaster).

Veröffentlicht in Gralswelt 54/2009

In der GralsWelt haben wir verschiedentlich darüber berichtet, wie der in der Mitte des 20. Jahrhunderts überwunden geglaubte religiöse Fundamentalismus weltweit wieder zunimmt. (Vgl „Die Apokalypsen im 21. Jahrhundert“ unter „Religionsgeschichte“; „Krieg der Religionen unter „Buchbesprechungen“)

Diese unerfreuliche Entwicklung provoziert Gegenreaktionen, bis hin zu dem Wunsch, die Religionen als solche abzuschaffen. (Vgl. „Die Religionen besser abschaffen?“ unter „Religionsgeschichte“).

So konnte es wohl nicht lange dauern, bis Religionskritiker ihre Einwände auch filmisch umsetzten. Im deutschsprachigen Raum ist der religionskritische Film „Religulous“ im April 2009 angelaufen.

Ein Team reiste um die Welt, um möglichst skurrile Exponenten der Religionen zu finden. In spritzigen Interviews durch den unerschrockenen Talkmaster Maher wurden Anhänger verschiedenster abrahamitischer Religionen nach ihrem Religionsverständnis gefragt und mit Zitaten aus ihren „heiligen Schriften“ konfrontiert. Dabei zeigte sich, dass die Interviewten ihre eigene Religion kaum zu kennen schienen. Die befragten Christen wussten wenig von der Bibel und konnten zu unerfreulichen Zitaten keine überzeugenden Erklärungen finden. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die Bibel ist für einen durchschnittlichen Leser entschieden zu dick. Der Koran mit seinem weit geringeren Umfang lässt sich leichter lesend bewältigen. Doch sowohl bei Christen wie bei Muslimen hatte der Interviewer keine Probleme, die angeblich von der Wahrheit ihrer religiösen Bücher Überzeugten aufs Glatteis zu führen und in Widersprüchlichkeiten zu verwickeln.

Die große Mehrzahl der sog. Gläubigen kennt weder die inhaltlichen Grundlagen ihrer Religion, noch die Entstehungsgeschichte ihrer „Heiligen Bücher“. Es zeigte sich, dass für die große Mehrzahl der Gläubigen ihre Religionsgemeinschaft eine soziale Gruppe ist, in der man sich aufgehoben fühlen und Freundschaften schließen kann. Die Religionsgeschichte der eigenen Religion – und schon gar die fremder Religionen – interessiert die Wenigsten. Auch Priester zeigen sich kaum an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Grundlagen ihrer Lehren interessiert, um nicht selbst in Schwierigkeiten und Widersprüche zu geraten. Eigentlich könnte jeder, der die Bibel oder den Koran oberflächlich gelesen hat, die meisten „Gläubigen“ in Verlegenheit bringen.

Schade, dass in diesem Film keine fundierten Religionswissenschaftler zu Wort kamen! Dass der Papst ein anscheinend unangemeldetes Interview mit Maher ablehnen würde, war zu erwarten. Doch ein religiöser Mensch, der – bei allen, längst bekannten Fragwürdigkeiten der Überlieferungen – über Sinn und Notwendigkeit von Religionen fundiert diskutieren kann, hätte sich doch finden lassen?

So musste das Fazit des Filmes lauten, dass Religionen aus einem Wust von Vorurteilen und Unrichtigkeiten bestehen und daher abgeschafft gehören; dass ihre immanente Botschaft, es sei gottgefällig, ungläubige Menschen zu töten und Katastrophen herbeizuwünschen, das Leben der Menschheit gefährdet.