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Gedenktage

Ein welthistorischer Tag

 (Veröffentlicht in GralsWelt 20/2001)

Am 6. Dezembers 1941 verließ Abd-ru-shin (1875-1941) diese Erde. Hier wird beschrieben, was sich zu dieser Zeit welthistorisch ereignete.
Europa Anfang Dezember 1941:

Der Zweite Weltkrieg hat in der Form des „europäischen Krieges“ einen ersten Höhepunkt erreicht. Zwei Jahre lang waren deutsche Truppen von Sieg zu Sieg geeilt. Sie hatten das neue Schlagwort „Blitzkrieg“ nicht nur in die deutsche, sondern sogar in die englische Sprache eingebracht, und ihr Angriffsgeist und ihre Schlagkraft schienen nie zu erlahmen; die deutschen Armeen hatten sich bisher in allen Fällen als unüberwindlich erwiesen.

Ein Blick auf die Landkarte musste das belegen:

Deutsche Soldaten hatten ab September 1939 zuerst Polen überrannt, dann Dänemark, Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich erobert und England gefährlich bedroht. 1941 folgten Eroberungen von Jugoslawien, Griechenland sowie von Kreta, Entsendung von Truppen nach Afrika zur Rettung der Italiener, und schließlich der Angriff auf Russland.

In den ersten Dezembertagen des Jahres 1941 stehen die deutschen Truppen am Nordkap wie in der Biskaya. Das Afrikakorps belagert Tobruk. An der Ostfront ist die alte russische Hauptstadt Kiew längst erobert, Leningrad eingekesselt und Moskau in Sichtweite; der russische Widerstand gilt nach offiziellen Meldungen seit Anfang Oktober als gebrochen und damit der Krieg im Osten als entschieden (das sagte mir als damals Zehnjährigem auch ein gut informierter Onkel). Sogar die englische Regierung sah das ähnlich.

In Deutschland glaubt man den Bolschewismus erledigt und will mit Hilfe der Rohstoffquellen der eroberten Teile der westlichen Sowjetunion den noch verbleibenden Kriegsgegner – England – in Kürze niederringen.

Die meisten Deutschen waren stolz auf die überragenden Leistungen ihrer Armee, die auch im Ausland, von Kriegsgegnern sogar, gewürdigt wurden.

„Die deutschen Soldaten waren die besten der Welt.“
John Colville (1915-1987), Privat-Sekretär Churchills.

So die Beurteilung der militärischen Lage, nicht nur aus der Sicht der nationalsozialistischen Propaganda. Selbst maßgebliche militärische Stellen westlicher Staaten sehen die Situation nicht viel anders, und sogar der zähe Winston Churchill weiß, dass es schwierig sein wird, die Deutschen in Nordafrika aufzuhalten, den Suezkanal zu sichern und die nach einem siegreich beendeten Russlandfeldzug zu erwartende Invasion Englands  abzuwehren.

Fast alle unterschätzen die Probleme der deutschen Armeen. Tatsächlich sind die Kräfte der deutschen Kampfverbände aufs äußerste angespannt. Das zu kontrollierende Gebiet ist viel zu groß, die Truppen sind zersplittert, und die Nachschubwege zu den weit auseinander gezogenen Fronten zu lang.

Überdies gefährden im Mittelmeer englische Luft- und Seestreitkräfte die Nachschublinien, die im Osten unter schlechten Straßen, Eisenbahnen mit Breitspur, extremer Witterung und Partisanentätigkeit leiden. Solche Gefahren beachten allerdings auf deutscher Seite nur wenige „Schwarzseher“.

Die Mehrzahl – auch der gut informierten Verantwortlichen – lässt sich von den nicht abreißenden Erfolgsserien blenden und glaubt den Sieg schon in der Hand zu halten.

In der Euphorie der ersten Kriegsjahre wurde leider oft auch vergessen oder verdrängt, dass es sich um einen von Hitler leichtfertig und mutwillig begonnenen Krieg handelte. Hitler wollte – wie schon in „Mein Kampf“ angekündigt – „Raum für die deutschen Bauern“ im Osten schaffen, und zwar ohne Rücksicht auf die dort lebenden Menschen. Diese wurden als „minderwertig“ abqualifiziert, damit man sie zurückdrängen oder – wie im Falle der Juden – gar ausrotten konnte.

Ein rücksichtsloser Raubkrieg also, gegen alle Menschlichkeit, ohne Rücksicht auf moralische Kategorien und in Verkennung der jedem Historiker geläufigen Tatsache, dass noch jeder Eroberer gescheitert ist, der die Lebensrechte der Besiegten missachtete.

Doch, wie schon gesagt: Anfang Dezember 1941 schien die deutsche Siegesserie noch zu rollen, die Eroberungen waren überwältigend, und die deutschen Truppen galten als unbesiegbar.

Dann aber änderte sich die Lage blitzartig, fast innerhalb von Stunden:

Nordafrika:

An diesem Nebenkriegsschauplatz sind die Kräfte des deutschen Afrikakorps erschöpft, der Nachschub reicht nicht aus, und am 6. Dezember 1941 muss sich der Kommandeur der Panzertruppen, Manfred Rommel, zu einem Rückzug entschließen, der am 7. Dezember beginnt. Bis Ende 1941 ist die Cyrenaika mit dem wichtigen Hafen Benghasi wieder in britischer Hand; die Deutschen haben sich auf die Marsa-Brega-Stellung, westlich von el Agheila an der Großen Syrte, zurückgezogen.

Wenn auch Geländegewinne im Wüstenkrieg nicht allzu viel besagen, so ist doch ein moralischer Erfolg für die Briten errungen.

Atlantik:

Die „Schlacht im Atlantik“, in dem deutsche U-Boote die Versorgung Englands unterbinden sollen, tobt weiter.

Zwar können die Verluste an U-Booten mit Neubauten deutscher Werften noch ausgeglichen werden, aber die Kräfte sind zersplittert durch Verlegung von U-Booten ins Mittelmeer und die Aufblähung der Operationsräume; im Dezember wird nur noch ein Drittel von dem Schiffsraum vernichtet, der im Mai 1941 versenkt werden konnte.

Ostfront:

Hier bahnt sich die dramatische Wende an: Glaubte man im Oktober und November die Rote Armee bereits in Auflösung, so rennen sich nun die deutschen Angriffsspitzen vor Moskau im eisigen russischen Winter fest. Und: Ein unerwarteter russischer Gegenangriff steht bevor!

Nachdem, neben anderen Hinweisen, Stalin durch einen Spion – dem berüchtigten deutschen Doppelagenten Sorge*) – die Gewissheit erhielt, dass ein japanischer Entlastungsangriff auf Russland im fernen Osten nicht zu befürchten ist, können sibirische Truppen an die deutsche Front verlegt werden. Am 6. Dezember 1941 startet die russische Gegenoffensive. Kältegewohnte Elite-Truppen mit Winterausrüstung stehen dem deutschen Landser in seiner Sommer-Montur gegenüber.

Die deutsche Front droht einzustürzen, und der Nimbus von der Unbesiegbarkeit des deutschen Soldaten ist gebrochen.

Wer nach der Stunde fragt, die den Untergang des Dritten Reiches einläutete, kann sie an diesem Tage finden:

Denn als am 6. Dezember 1941 die rotglühende Sonne hinter dem Horizont der russischen Steppe unterzutauchen begann, wusste man im deutschen Generalstab, dass der Russlandfeldzug nicht zu gewinnen war. Hitler hatte die Kräfte des Großdeutschen Reiches überspannt. Die Zeit arbeitete von nun an gegen den Nationalsozialismus und seine Expansionspolitik.

Wer weiter dachte, der musste jetzt Schluss machen!

Jeder Kriegstag brachte von nun an in einer Kette von Abnützungsschlachten lediglich neue Opfer: Deutschland konnte den Krieg nur noch verlängern, das unvermeidliche Ende hinausschieben, aber nicht mehr auf den Schlachtfeldern den Sieg für sich erzwingen; es sei denn, es geschehe ein Wunder.

Hitler aber gibt nicht auf. Es gelingt ihm sogar, die Ostfront gerade noch zu halten. Am Silvesterabend 1941 kommt es zu der entscheidenden Auseinandersetzung zwischen ihm und seinen Generalen, in der Hitler sich gegen diese mit seiner Parole durchsetzt: „Kein Rückzug – Durchhalten um jeden Preis!“

Historiker sind sich heute ziemlich einig, dass das für den Augenblick die richtige Entscheidung war. Ein Rückzug in der klirrenden Kälte hätte den totalen Zusammenbruch des deutschen Ostheeres bedeutet. Noch einmal, wohl dem letzten Male, entscheidet der „größte Feldherr aller Zeiten“ glücklicher als seine Generale, die sich von dem Dilettanten beschämen lassen müssen.

Doch der Russlandfeldzug ist nicht mehr zu gewinnen. Darüber können auch erneute Bodengewinne im Sommer 1942 nicht hinwegtäuschen, und im Winter 1942/43 läutet die Niederlage bei Stalingrad den Untergang des Dritten Reiches unüberhörbar ein.

Pazifik:

Hat Hitler im Dezember 1941 bereits gewusst oder zumindest geahnt, dass alles verloren gehen würde? Wollte er in einem gigantischen Flammenmeere untergehen? Seine Kriegserklärung an die USA lässt das vermuten.

Am Sonntag, den 7. Dezember 1941 um 7.30 Uhr Ortszeit greifen japanische Flugzeuge den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbour auf Hawaii an. Damit führt Japan Krieg gegen die USA.

Eine Entlastung für Deutschland? Besser wäre der von deutscher Seite gewünschte japanische Angriff auf Russland. Doch werden die USA wenigstens von Europa abgelenkt. Bisher hatten die Vereinigten Staaten nämlich England offener unterstützt und sich deutlicher gegen Deutschland ausgesprochen, als das für ein neutrales Land üblich ist.

Nun aber fällt Hitler eine seiner unverständlichsten und törichtesten Entscheidungen: Er erklärt am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg!

Nichts zwingt ihn dazu. Der Dreierpakt Deutschland-Italien-Japan verpflichtet diese Achsenmächte nur zur Hilfeleistung, wenn einer der Vertragspartner angegriffen wird, nicht, wenn er selbst angreift.

Trotzdem sagt Hitler schon am 5. Dezember – die japanische Angriffsflotte ist bereits in Richtung Hawaii unterwegs – seine Hilfe im Kriegsfalle dem japanischen Botschafter zu. Was ihn zu dieser entsetzlichen Dummheit treibt, ist bis heute ein Rätsel geblieben; neben seiner Fehleinschätzung der USA sind nur irrationale Beweggründe vermutbar.

Denn Deutschland kann die Vereinigten Staaten nicht direkt angreifen, hat keine Chance, den USA ernsthaften Schaden zuzufügen**). Die amerikanischen Waffenlieferungen an Russland und England machen sich dagegen bald bemerkbar, und zuletzt werden amerikanische Truppen wesentlich zum Sieg der Alliierten in Europa beitragen.

Während also die deutschen Armeen im Osten mit letzter Kraft ein totales Debakel abzuwenden suchen, erklärt Hitler der stärksten Wirtschaftsmacht der Erde den Krieg. Er handelt so, als wolle er die sich anbahnende Niederlage zu einer unabwendbaren Katastrophe ausweiten, um mit seiner Partei und dem deutschen Volk, den Nibelungen gleich, im brennenden Europa unterzugehen.

Fünf Tage im Dezember 1941:

Nur selten sind in der Weltgeschichte in so kurzer Zeit so schwerwiegende Entscheidungen gefallen, wie in den 5 Tagen vom 6. bis zum 11. Dezember 1941.

  • Der europäische Krieg war zum Weltkrieg geworden.
  • Das Schicksal hatte gegen Deutschland entschieden.
  • Japan löste leichtfertig einen Konflikt aus, den es verlieren musste.
  • Der Traum vom deutschen Lebensraum im Osten war ausgeträumt, und Japan riskierte in seinem Großmachtstreben entschieden zu viel. Der unausbleibliche Rückschlag musste für beide Nationen katastrophal werden.

So änderten nur 5 Tage im Dezember 1941 das Schicksal der Welt: Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft war an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gestoßen und musste von nun an unaufhaltsam zurückweichen, bis zum bitteren Ende.

Der unabwendbare Niedergang des Nationalsozialismus war begleitet von schlimmsten Gräueln, die den Namen „Deutschland“ und das Deutschtum bis heute entehren. Am 20. Januar 1942 wurde in der berüchtigten „Wannsee-Konferenz“ die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen, die Ausrottung der Juden. Die systematische Ermordung von Millionen wertvoller Menschen (die auch aus strategischer Sicht dem kriegführenden Reich unermessliche Dienste hätten leisten können) begann.

Es ist unmöglich, den Irrwahn nachzuvollziehen, der dem Massenmord an unschuldigen Menschen Vorrang einräumte gegenüber der Versorgung wankender Fronten mit lebenswichtigen Gütern. Wer so denkt und handelt, kann nur untergehen.

Auch der japanische Expansionsdrang überzog seine Möglichkeiten. Er begann seine Eroberungen – ähnlich den Deutschen – mit unglaublichen Siegen und musste sich dann doch in Niederlage um Niederlage fügen, bis zur bedingungslosen Kapitulation.

Die Weltkarte änderte sich:

Das Kolonialzeitalter ging mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges seinem Ende entgegen. Die halbe Welt geriet unter kommunistische Herrschaft, und viele der traditionellen Werte des Abendlandes (z. B. Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, persönliche Freiheit, religiöses Bewusstsein, Individualität des Menschen usw.) schienen in Frage gestellt, ja, mit dem Untergang bedroht.

Und mit dem Kriegsende war der Krieg noch nicht zu Ende: Dem Krieg gegen Deutschland und Japan folgte die Konfrontation zwischen Ost und West, zwischen Sozialismus und Kapitalismus, die nur deshalb nicht vom „kalten Krieg“ zum „Schießkrieg“ eskalierte, weil keiner der Staatsmänner – mit Ausnahme von Mao Tse Tung***) – einen Kernwaffeneinsatz provozieren wollte.

Wie man die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und der Jahrzehnte danach auch sehen will: die Tage von 6. bis 11. Dezember 1941 haben die Welt verändert, sie haben irreversible Entwicklungen eingeleitet. Nichts war danach wieder so wie zuvor, und die Welt wird – im Guten wie im Bösen – niemals wieder so sein, wie sie vor dem 6. Dezember 1941 war.

Endnoten:

*) Der Auslandskorrespondent deutscher Zeitungen in Ostasien, Richard Sorge (1895-1944) war heimlicher Kommunist. Er spionierte nicht nur für die deutsche Abwehr, sondern vor allem für Moskau. 1941 wird er in Japan verhaftet und im Oktober 1944 zusammen mit einem japanischen Freund gehängt.

**) Deutsche U-Boote können zwar, trotz der langen Anfahrt, im Golf von Mexiko einige Schiffe versenken, doch ist solcherart den USA kein schwerwiegender Schaden zuzufügen.

***) Vergl. Raymond Cartier „Nach dem Zweiten Weltkrieg“, 3. Aufl. S. 764, Piper, München, 1980.

Literaturhinweis:

Eine ausführliche Darstellung der geschichtlichen Ereignisse und eine Analyse der esoterisch-okkulten Wurzeln Adolf Hitlers findet der interessierte Leser in: „Der okkulte Kanzler“, Siegfried Hagl, Gräfelfing, 2000, ISBN 3-89811-828-2. In Österreich erhältlich über den GralsWelt-Mediaservice, Best.-Nr. 2660. Auch als E-Book.