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Esoterik

Die Atlantissaga Teil II.

(Veröffentlich in GralsWelt 24/2002)

R Ä T S E L   D E R   V O R Z E I T

Wissenschaftler können sich nicht über die Existenz einer bislang unentdeckten, frühen Hochkultur einigen; doch viele ernstzunehmende Forscher halten Platons Atlantis-Bericht für zuverlässig und suchen nach Spuren der verschwundenen Zivilisation. Vermutet wird diese untergegangene Kultur an allen möglichen Plätzen, und sowohl archäologische Funde wie mündliche Überlieferungen scheinen für ihre Existenz zu sprechen:

Das Geheimnis der Portolane
In „Das Geheimnis der Portolane“ (unter „Merkwürdige Geschichten“), haben wir über rätselhafte, alte Seekarten berichtet, die Angaben enthalten, die zu der Zeit, als die überlieferten Karten gezeichnet wurden, noch unbekannt waren. Zum Teil sind diese seinerzeit unentdeckten Landschaften mit einer Genauigkeit angegeben, die mit damaligen Methoden unerreichbar war.
Es muss also Vorlagen gegeben haben, die unbekannte Seefahrer in unbekannter Zeit mit verblüffender Genauigkeit erstellt haben. Die Atlanter, Atlantiden oder Antiliden?

Galvanisches Element
In den Jahren 1978/79 wurde unter dem Titel „Der Garten in Eden“ in mehreren deutschen Städten eine Sonderschau frühmesopotamischer Kunst und Kultur gezeigt. Unter den Exponaten befand sich ein kleines Tongefäß, zu dem ein Kupferrohr und ein Eisenstift gehörten.
Im Ausstellungskatalog hieß es dazu:
Die Deutung des Gerätes Nr. 183, das in parthischen Schichten recht zahlreich gefunden wird, ist umstritten. Die einen sehen in ihm eine Vorstufe unserer elektrischen Batterie, die zur Vergoldung von Silbergefäßen gedient haben könnte, andere dagegen halten es für ein Kult- oder Zaubergerät, wobei die eine Verwendungsmöglichkeit die andere nicht ausschließt.“ (12, S. 211).
Diese Geräte wurden nachgebaut und mit einem Elektrolyten (Kupfersulfatlösung oder auch Traubensaft) gefüllt. Sie lieferten elektrische Ströme, wie sie zum Verkupfern oder Vergolden erforderlich sind. Aus der gleichen parthischen Zeit fand man galvanisch vergoldete Gefäße. Eigentlich eine Sensation: Die „Alten“ kannten demnach vor der Zeitenwende Elektrizität und wussten sie schon praktisch anzuwenden! (14, S. 123)
Man mag in dem galvanischen Element eine Zufallsentdeckung sehen. Mit gleichen Recht darf man vermuten, dass die Anwendung der Galvanisation Ausdruck einer genaueren Kenntnis der Elektrizität und ihrer Möglichkeiten ist; vielleicht Teil eines verlorenen Wissens, von dem in der Antike nur mehr Reste erhalten waren. Immer wieder wird ja von unglaublichen Leistungen alter Völker berichtet, die Fach-Archäologen meist in das Reich der Phantasie verweisen. Dazu gehört z.B. die Behauptung, dass auf Reliefs im Hathor-Tempel zu Dendera rätselhafte Figuren abgebildet seien, die sich bei unvoreingenommener Betrachtung als Glühlampen entpuppen. Immerhin ist es gelungen, nach dem Muster des altägyptischen Tempelreliefs eine Glühlampe zu bauen und diese 1982 auf der Frankfurter Buchmesse vorzuführen. (8)
Kannten die Alten Ägypter elektrisches Licht?

Rätselhafte Artifakte
In „Der Eisenhammer aus der Kreidezeit“ (vgl. „Kurz, knapp, kurios“ Seite 71) haben wir über einen Eisenhammer berichtet, der angeblich aus der Kreidezeit stammt. Schwer einzuordnende Artifakte vergleichbarer Art gibt es viele, die man als Überbleibsel verwehter, unbekannter Zivilisationen ansehen kann. Dazu gehören z. B. komplizierte Instrumente (1, S 85), Aluminiumteile aus dem alten China der Tsing-Dynastie (um 220 v. Chr., 1, S. 90) und viele weitere rätselhafte Funde, die verschiedene Autoren beschreiben (vgl. z.B. 2 und 7).

Dantes Kreuz des Südens
In Dantes „Göttlicher Komödie“ findet sich im Ersten Gesang des Fegefeuers folgender Vers:
„Ich wandt‘ zur Rechten mich, den Sinn gerichtet
Zum anderen Pol hin, und sah dort vier Sterne,
Die niemand als das erste Paar noch wahrnahm;
Der Himmel freute, schien’s, sich ihrer Flämmchen,
O arktische, verwaiste Erdengegend,
Da dir versagt ist, jene zu betrachten!
Als ich von ihrem Anschaun mich entfernet,
Ein wenig nach dem anderen Pol mich wende,
An dem der Wagen schon nicht mehr zu sehn war…“(3, S. 141)
Die „vier Sterne“ gelten als das Kreuz des Südens, das von der Nordhalbkugel aus – der „arktischen, verwaisten Erdengegend“ – nicht zu beobachten ist. Und der Wagen, der „schon nicht mehr zu sehn war“ als Dante sich zum anderen Pol (dem Südpol) hinwandte, ist offensichtlich der Große Bär oder Große Wagen. Wie kam Dante zu einer Zeit, in der niemand weit genug nach Süden vordrang, um diesen Anblick zu genießen, zu seiner astronomisch zutreffenden Schilderung?

Seit Pharao Necho II. Von Ägypten (609-594 v.Chr.) eine ägyptisch-phönizische Expedition aussandte, die Afrika umrundete (6, S. 91), dürfte bis Ende des Mittelalters kaum mehr ein Mensch aus dem Mittelmeerraum über den Äquator vorgestoßen sein. Gab es heute verschollene Überlieferungen von Seefahrern aus ägyptischer, phönizischer, vielleicht sogar atlantischer Zeit, welche Dante bekannt waren?

Saturn verschlingt seine Kinder
Mythische Überlieferungen werden gelegentlich erst anschaulich, wenn man den Alten tiefergehende astronomische Kenntnisse zubilligt. Die Mythologie berichtet, dass Chronos – von den Römern als Saturn verehrt – seine Kinder gleich nach der Geburt verschlänge, um durch diese nicht ein ähnliches Schicksal zu erleiden, wie er selbst es seinem Vater Uranos bereitet hatte.
Als Galilei sein gerade nacherfundenes Fernrohr im Jahre 1609 auf den Himmel richtete, entdeckte er nicht nur Gebirge auf dem Mond und die vier großen Trabanten des Jupiter, sondern auch den Ring des Saturn. Allerdings war dieser Ringe in Galileis noch unvollkommenem Fernrohr nur unklar auszumachen, so dass der Saturn einen Anblick bot, der einer Tasse mit zwei Henkeln glich. Galilei glaubte dann auch, dass der Saturn – wie der Jupiter – von Monden umkreist werde. Als Galilei später den Saturn erneut beobachtete, stand dieser in einem anderen Winkel. Der Saturnring kehrte dadurch der Erde seine Schmalseite zu, die nur mit leistungsfähigen Instrumenten erkennbar ist und für Galilei unsichtbar bleiben musste. Erstaunt, dass die „Monde“ verschwunden schienen, soll Galilei gefragt haben: „Hat Saturn seine Kinder verschlungen?
Ist diese Übereinstimmung zufällig oder hat sie einen tieferen Bezug? Der darin liegen könnte, dass bereits in frühen Zeiten – vor der Mythenbildung – die Ringe des Saturn gesehen wurden?
Ein weiteres, entschieden komplizierteres astronomisches Rätsel liefert die Kosmologie der Dogon (vgl. in „Kurz, knapp, kurios“ Seite 466 „Die rätselhafte Kosmologie der Dogon“).

Die Kalender der Azteken und der Maya
Manches Rätsel geben auch die Zeitrechnungen altamerikanischer Völker auf. Bekannt ist z.B., dass der Azteken-Kalender aus zwei unterschiedlichen Kalendern bestand: einem „bürgerlichen Kalender“ von 365 Tagen für das tägliche Leben, und einem nur von der Priesterschaft verwendeten „Orakel-Kalender“ mit 260 Tagen. Nach jeweils 52 Jahren des bürgerlichen, bzw. 73 Jahren des Wahrsage-Kalenders trafen die Neujahrstage beider Kalender zusammen, und eine neue, große Periode begann. Über die Gründe für diese doppelte Zeitrechnung, deren eine äußerst fehlerhaft ist, kann man nur Vermutungen anstellen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass eine alte, sehr unvollkommene Zeiteinteilung durch einen moderneren Kalender ersetzt wurde, der von einer weiter entwickelten Kultur stammen kann. Nur die traditionsverhaftete Priesterschaft blieb für ihre Kulte bei dem alten Orakel-Kalender.

Die Periode von 52 Jahren spielt auch im Kalender der Maya eine Rolle, denn nach jeweils 52 Jahren wurden neue Schalen (Steinverkleidungen) um die Tempelberge gelegt, um diese Periode festzuhalten. 29 solcher Perioden, also der Zeitraum von 1508 Kalenderjahren, waren der Korrekturzyklus der Maya, der 1507 tropischen *) Sonnenjahren gleichgesetzt wurde. Durch diese Berechnungsweise war der Maya-Kalender der genaueste aller bekannten Kalender; er hatte nur einen Fehler von etwa 1 Tag in 14.000 Jahren und war somit exakter als unser moderner Gregorianischer Kalender!

Wir finden also bei den Maya eine Kultur, welche über keine modernen Messgeräte verfügte, und astronomische Daten in der höchst archaischen Weise festhielt, dass Schalen um Tempelberge gebaut oder Daten in die Tempel eingemeißelt wurden. Zugleich hatte diese Zivilisation die präziseste aller praktisch verwendeten Zeitrechnungen und kannte die Umlaufzeiten der Planeten sowie viele andere astronomische Daten mit einer von keinem zweiten alten Volk erreichten Genauigkeit.
Wie exakt die Maya-Astronomen trotz ihrer höchst einfachen Hilfsmittel zu messen verstanden, mag eine Feststellung des langjährigen Leiters des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam, Hans Ludendorff zu unterstreichen:
„Als weiteres Resultat ergibt sich…, dass die Maya sowohl die Länge des siderischen *) wie des tropischen *) Sonnenjahres mit größter Genauigkeit kannten. Die beiden genannten Daten führten zu folgender Beziehung zwischen den beiden Arten des Jahres:
3.753 tropische Jahre = 3.743 siderische Jahre + 3.600 Tage
Um vollkommene Übereinstimmung mit den modernen Werten zu erhalten, hätte man nur auf der rechten Seite 3.588,8 Tage statt 3.600 Tage zu schreiben.“ (9, S. 60).

Wie kam die im 7. nachchristlichen Jahrhundert plötzlich zusammengebrochene Maya-Kultur zu so genauen astronomischen Daten? Waren es nur eigene Beobachtungen, die sich über viele Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende erstreckt haben müssen, um ohne leistungsfähige Instrumente zu so zuverlässigen Ergebnissen zu gelangen, oder wurde den Maya ihr Wissen von einer entwickelteren Zivilisation mitgeteilt?

Otto Muck (10, S. 282) sieht den Tag des Untergangs von Atlantis am 5. Juni 8498 v. Chr. als den Tag Null des Maya-Kalenders!
Vielleicht ist es für diesen Zusammenhang nicht ohne Bedeutung, dass die Azteken ihr Ursprungsland als „Aztlan“ bezeichnen, eine mitten im Wasser gelegene Insel, und den ersten Abschnitt ihrer Geschichte mit einer Sintflut enden lassen. (14, S. 503; 15, S. 25).

Rätsel der Megalith-Kultur
Prähistorische Bauten – von Stonehenge bis zur Cheops-Pyramide – sind oft nach den Gestirnen ausgerichtet, so dass man kaum sagen kann, ob sie einem Sternenkult dienten (antike Gottheiten wurden mit Gestirnen in Verbindung gebracht), oder ob es wissenschaftlich-astronomische Observatorien waren. Das eine schließt das andere ja nicht aus.
Zu den beeindruckendsten Zeugnissen des vorgeschichtlichen Europa gehören große Steinsetzungen. In der sog. Megalithkultur, die meist in der im 6. vorchristlichen Jahrtausend beginnenden Jungsteinzeit angesiedelt wird, entstanden in Europa und vielen weiteren Teilen der Erde, von Afrika bis Ostasien, Gräber, Kultplätze, Menhire, zu deren Bau teilweise gewaltige, unbehauene Felsen oder behauene Steinblöcke Verwendung fanden. Manche dieser Bauten beweisen beachtliche astronomische Kenntnisse der Erbauer:
Eine Untersuchung von Stonehenge, dem bekanntesten Megalithbau, erbrachte den Beweis, dass es sich um ein astronomisches Observatorium handelte. So kann man aus dem Bauwerk die Sonnenstände zur Zeit der Sommer- bzw. Wintersonnenwende um 1880 v.Chr. mit großer Genauigkeit ablesen, und auch charakteristische Punkte der weit komplizierteren Mondbahn sind für die Zeit um 1800 v.Chr. exakt angegeben. Damit kann man mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1.000.000 davon ausgehen, dass Stonehenge ein Sonnen- und Mond-Heiligtum (bzw. Observatorium) war. (4).

Analysen verschiedener Megalithbauten führten zu der Ansicht, dass der Steinzeitmensch das Jahr von 365 Tagen in 16 Abschnitte von 22, 23, 24 Tagen einteilte und in jedem 4. Jahr ein Schaltjahr einfügte. Damit war der Megalithkalender genauer als der von Caesar 46 v.Chr. eingeführte Julianische Kalender (11, S. 23). Wie kamen die einfach lebenden Menschen der Jungsteinzeit zu einem so genauen Kalander? Besaßen sie inzwischen verloren gegangenes Wissen aus früherer Zeit?

Fortsetzing: Teil III.

Endnote:
* Ein „tropisches Jahr“ ist die Zeitspanne zwischen zwei Durchgängen der Sonne durch den Frühlingspunkt; ein „siderisches Jahr“ die Zeitspanne zwischen zwei Vorübergängen der Sonne am selben Stern. Aufgrund der Präzession ist das tropische Jahr geringfügig kürzer als das siderische.

Literatur:
(1) Aschenbrenner, Klaus „Die Antiliden“, Universitas, München 1993.
(2) Charroux, Robert „Phantastische Vergangenheit“, Herbig, Berlin 1966.
(3) Dante „Die göttliche Komödie“, Th. Knaur Nachf., Berlin o.J.
(4) Hawkins, Gerald S. „Stonehenge Decoded“, Doubleday, New York 1965.
(5) Hermann, Joachim „DTV Atlas zur Astronomie“, 5. Aufl. DTV München 1973.
(6) Herrmann, Paul „7 vorbei und 8 verweht“, Rowolt, Hamburg 1969.
(7) Hoch, Werner „Es fing nicht erst mit Noah an“, Universitas, München 1991.
(8) Krassa, Peter / Habeck, Reinhard „Licht von den Göttern“, Esotera, 33. Jahrg. 1982, Heft 10, Hermann Bauer, Freiburg.
(9) Ludendorff, Hans „Astronomische Inschriften in Piedras Negras und Naranjo“, Abhandlungen der preußischen Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1940, Heft 6.
(10) Muck, Otto „Alles über Atlantis“, Droemer-Knaur, München 1976
(11) Paturi, Felix R. „Die großen Rätsel unserer Welt“, ADAC Verlag, München 1999.
(12) Prähistorische Staatssammlung München „Der Garten in Eden“, Philipp von Zabern, Mainz 1978
(13) Tollmann, Alexander und Edith „Und die Sintflut gab es doch“ Droemer Kanur, München 1993.
(14) Tomas, Andrew „Wir sind nicht die ersten“, Europäische Bücherei, W. Hieronimi, Bonn 1972.
(15) Zanot, Mario „Die Welt ging dreimal unter“, Rowolt, Hamburg 1979.